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Brian Auger & The Trinity "Befour" (1970, Sanctuary Records/Castle Music 2004)
Brian Auger's Oblivion Express "Second Wind" (1972, Sanctuary Records/Castle Music 2005)
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Auch "Befour", Brian Auger's 1970er LP, wird nun mit Bonustracks auf CD wieder veröffentlicht. Wie die anderen Reissues auch ist "Befour" längst auf CD auf dem Markt gewesen, jedoch nicht mit diesen Bonustracks.
Das letzte Trinity-Album war stilistisch ebenso vielseitig wie die Vorgänger. Mal verband die Band Bluesphrasen, Swingmotive und Rock oder spielte die Hits anderer Musiker nach, wie das groovige "I Wanna Take You Higher"; dem Psychedelic Soul von Sly and the Family Stone versetzte Brian Auger einen heftigen Schuss Funk Jazzrock, was nicht nur live sehr gut ankam. Experimentelle Rhythmus-Attacken, Jazzrock, lange Improvisationen und klassische Adaptionen ("Pavane" von Fauré, "Adagio Per Archi E Organo" von Albinoni) gibt es auf "Befour" zu hören. Das Publikum war gespalten. Brian Auger & The Trinity waren den einen nicht progressiv, den anderen nicht jazzig genug. Und dennoch feierte die Band Erfolge. Die tanzbare und dennoch wilde Lässigkeit einiger Songs hatte ihnen beim großen Mainstream-Publikum Punkte eingebracht (das Auger noch von Steampacket und seiner Zusammenarbeit mit Julie Driscoll kannte). In den 1960ern galt er als einer der besten Jazzpianisten. Er traktierte die Tastatur mit Fäusten, imitierte Bongos und experimentierte mit ungewöhnlichen Klängen. "Befour" war gemäßigter als die Trinity-Vorgänger und zeigte eine zerrissene Band, die ihren Weg sucht. Später ging Brian Auger in die USA, in den 1980ern war er mehr in Jazzclubs als auch Rockbühnen aktiv.
Die Bonustracks ergänzen das Album fabelhaft. Ein Demo von "Pavane" und zwei unveröffentlichte Tracks im guten Klang passen vorzüglich zum kraftvollen Sound der anderen Songs. Ohne Brian Auger hätte es im übirgen wohl nie Acid Jazz gegeben. Zumindest nicht in dieser Art. "Befour" ist längst nicht nur historisch interessant. Tipp für Jazzrocker!
Zwei Jahre und 3 Alben sowie diverse "Best Of", "Highlights" und "Starportrait" LPs später veröffentlichte Brian Auger mit Oblivion Express, seiner neuen Band seit 1971 ("Befour" war das letzte Album mit "Trinity" gewesen) "Second Wind". Barry Dean (g, b), Jim Mullen (g), Robbie McIntosh (dr) und Alex Ligertwood (voc) waren neben Auger (org, p, voc) die Besetzung der Band, die den rauen, urwüchsigen Sound fand, der schlichter, folkloristischer und jazziger war als auf dem Vorgänger "A Better Land".
Der Rhythmus in den Songs ist stark Groove orientiert, die Songs funky und poppig, es rockt und rollt lässig und beeindruckend, vor allem die Basslinien sind umwerfend. Brian Auger's typische "Handschrift" als Melodiker und Improvisator kommt in den Songmotiven stets zum Tragen. Die Songs haben ungemein starke Soli von Piano, Hammond und Gitarre. 6 Songs füllten die LP, für die CD-Auflage ist ein Bonustrack hinzugekommen. "Freedom Jazz Dance" in einer 1971er Liveversion, in Paris aufgenommen. Der Klang lässt im Bonus zwar nach, dennoch ist das Stück gut auf der CD aufgehoben, zeichnet es doch die Energie, die Oblivion Express live zu entfachen wussten.
Alex Ligertwood hat sich nicht nur mit seiner beeindruckenden Rockröhre, die er oftmals stark jazzgeprägt einsetzt, ein Denkmal gesetzt. Er hat zudem komponiert. So unter anderem "Truth", das er von Jeff Beck mitgebracht hatte, der wiederum Ligertwood nicht als Autor des Stückes angeben wollte. Der Song findet hier einen ganz neuen Ausdruck - und Ligertwood ist als Komponist angegeben worden. "Second Wind" ist ein beeindruckendes Statement des experimentellen Jazzrock und ebenso wie "Befour" nur zu empfehlen.
sanctuaryrecords.co.uk
VM
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