Atomic Rooster "nice'n'greasy" (Castle Music 2004)

1973 spielte eine teilweise neue Besetzung um Vincent Crane und Chris Farlowe "nice'n'greasy" ein. Das 4. Atomic Rooster Album war ein Schnellschuss. Vincent Crane hatte überlegt, ein Soloalbum einzuspielen, später liefen seine Planungen auf ein Live-Album hinaus. Doch im Februar 1973 ging die Band für diese 8 Songs ins Studio. Rick Parnell bediente das Schlagzeug und ein junger, verunsicherter Gitarrist mit dem Pseudonym Johnny Mandala (kein anderer als John Goodsal - später in der Jazzrock-Legende Brand X) gab den Gitarristen. Das Cover der europäischen Pressung zeigte die Band stilisiert mit beinlangen Erektionen, die gerade abfeuerten (wobei Chris Farlowe abstürzt - was auch immer das bedeuten soll…).
Vincent Crane meinte, dass die alten Songs live viel besser klangen, als das neue Material. Vielleicht ist deswegen "Friday the 13th" als "Save Me" im neuen Arrangement wieder auferstanden und auf die LP gekommen. Im Vergleich zum Original klingt diese Version blass und langweilig. "The Voodoo in You" hingegen ist trotz der etwas zu fetten Keyboards eine gute Variante des Stückes. Johnny Mandala lieferte "Goodbye Planet Earth" bei, ein verwaschener Hardrocker, der nicht überzeugen kann. Dafür ist die B-Seite der LP, Song 5 bis 8, viel interessanter als die A-Seite. Die Band hat sich freigespielt und der Heavy Soul hat Charakter und Dynamik. Cranes Keyboardarbeit ist lockerer und komplexer. Die Gitarre bleibt verhalten und wenig interessant. Hingegen Bass und Schlagzeug vital und komplex einen ausgezeichneten, heftigen Groove bolzen. "Can't Find A Reason" ist wieder eine der genialen Atomic Rooster Balladen; mit Streichern unterlegt und Crane-Pianospiel zieht der Song im Off schön melancholisch vorbei. "Ear In The Snow" ist ein funky Blues mit typischer Crane-Orgel, der an die frühen Alben erinnert.
Als Bonussongs sind der nette Blues "What You Gonna Do?" und das luftig-schöne "Moods" enthalten. Zudem "The Devil's Answer" in einer Livefassung und "Throw Your Life Away" - beide Reunion-Tracks aus dem Jahr 1980, die eine härtere Gangart präsentieren und gut zu den alten Stücken passen.
"nice'n'greasy" war das Motto der 4. Platte. Das lag nicht so ganz daneben. Atomic Rooster zeigten Stärke, hatten aber auch mit Einfallslosigkeit und der Bürde des großen Erfolges der beiden ersten Alben zu kämpfen. Die LP hat sich nie durchgesetzt, ist ein Geheimtipp geblieben. Schade eigentlich, sind doch gute Songs an Bord. Das Reissue ist sorgfältig gemacht worden, die Bonussongs gut ausgewählt, das Booklet mit Bildern, Story und Versionen der verschiedenen Covers vollständig und umfassend ausgerüstet, alle notwendigen Informationen sind zu erfahren. So ist das Reissue nur zu empfehlen.

sanctuaryrecordsgroup.co.uk
VM



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