Ashby "Fragmental" (Eigenproduktion 2015)


64:29 Minuten ist das Debüt-Fulltime-Album der Mülheimer Progmetal-Band Ashby lang. 7 Songs sind drauf, von denen drei über 10 Minuten laufen, zwei davon gar über 13 Minuten. Und auch die vier weiteren Songs sind nicht radiofreundlich kurz.
Das erste starke Markenzeichen der Band ist die raue, grandios lebendige Stimme von Sabina Moser, die rauchig wild klingt, gewiss hell und klar kann, aber weitaus besser kommt, wenn sie mit Impetus und Wucht lebhaft singt.
Zweiter Eindruck - die Refrains der Songs sind sehr einfach gehalten, das geht von Progmetal weit weg dahin, wo Doro Pesch arbeitet.
Indes ist das instrumentale Arrangement der Songs schön deftig und kraftvoll. Progmetal-typisch die komplexe Ausarbeitung der instrumentalen Weite. Knackfrisch und rasant die Basisthemen mit starken Riffs und episch weit lyrischen Inlays auf symphonischer Basis - das Interesse der Band ist weit gefasst und konkret ausgebaut.
Jan Göpelt (g, back voc), Joel von der Heiden (keys, back voc), Christopher Streidt (b, back voc) und Rik Schindler (dr, perc, back voc) sind als technische Handwerker hörbar in der Lage, ihr Handwerk perfekt rüberzubringen. Die Songs sind dynamisch auf schwerer Bassbasis mit starken Melodien und epischem Schwung. Doch trotz der Songlängen - hier ist nichts langgezogen. Drahtige, stringente Arrangements ziehen den Zuhörer in den Bann.
Es geht nicht ultrakomplex zu. Ashby arbeiten am epischen Format mit weitgefassten Arrangements. Und was darin passiert, kann sich hören lassen. Viele kleine bis klitzekleine finessenreiche Ideen sind zu hören, mal vom Keyboard, vom Bass (mit Jazz-Lines), der Gitarre oder der exquisit stampfenden, schön flüssigen Bruchlandschaft des Schlagzeuges - und oben drauf sitzt die weibliche Stimme, die nicht Schöngeistigkeit als Erstes im Sinn hat, wenn es dies auch oft ausübt, sondern kraftvoll und kernig Metal gibt.
Ashby ist eine junge Band. Die Songs sind ansprechend komponiert, das Handwerk flüssig, die Ideen reif - und doch macht sich deutlich, dass nach diesem großen, aufwendigen ersten und wohlgeratenen Fulltime-Album noch viel zu tun ist. Die Komponisten in der Band dürfen mit Schalk und Witz Verrücktes, Kraftvolles und Aussagekräftiges sammeln und in der Band ausarbeiten, um mehr Ausdruckskraft und Persönlichkeit zu bekommen. Sie haben es drauf, und ich wünsche mir, dass sie weiterarbeiten und ihr hohes Niveau weiter ausbauen. Ashby verraten Qualität, aber ebenso ist da ‚Luft nach oben' - Ashby, ihr könnt mehr. Macht weiter!
Ich will nicht alles verraten, hier ist viel zu entdecken. Allein der plötzliche Auftritt des Gastchores - und so manche verschmitzte Idee.
Wie machte Tony Iommi (Black Sabbath) das immer?
Album fertig. An die Arbeit.
Und übrigens - starkes Artwork!

ashbyofficial.de

VM




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