Artificial Light Attraction "fragile skin" (The Bunker 2007)

Artificial Light Attraction ist das Soloprojekt des Schweizer Musikers Yves P. Schaub. Schaub, der sich unter anderem von Bands wie Porcupine Tree, Pink Floyd, Rush, Tool oder Depeche Mode inspiriert fühlt, gründete sein Projekt bereits im Jahr 2002. Im April 2005 nahm er die ersten Aufnahmen für die nun veröffentlichte CD in seinem eigenen Studio "The Bunker" auf. Yes P. Schaub hat die Songs und Texte geschrieben. Jan Stucki, einziger weiterer Musiker des Projektes, der für Samples, Loops und Voice steht, hat mit Schaub den die CD abschließenden Song geschrieben, und dessen Text.
Als Gastmusiker war Schlagzeuger Tobias Roth (Disgroove) involviert. Der Basler Musiker und Produzent Giorgio Libera, bei dessen Zappa-inspirierten zwei CDs Schaub seine Stimme verewigt hat, mixte und masterte die Aufnahmen.
Yves P. Schaub nennt die Musik seines Projektes vorsichtig selbst "melancholischen New Rock" und melancholischen Prog Rock. Egal, wie man zwischen einzelnen Musikstilen Grenzen setzt, die für jeden Hörer beliebig verstellbar sind, wird ein Musiker selbst immer Probleme haben, seine Musik einzuordnen. Das braucht er auch nicht. Doch um in der Masse der Musikvielfalt an die potentiell "richtigen" Ohren zu gelangen, trägt er Tendenzen vor, und das trifft, was auch schon die Vorbilder sagen, wohl ins Prog-Genre.
Ich würde die 8 Songs, um das Interesse der Fans zu kanalisieren, als einen hochmodernen Mix aus Alternative Rock, Neo Prog, Prog Metal, Metal und Pop einschätzen. Es gibt wenige Parallelen zu anderen Bands oder Stilen.
Artificial Light Attraction liegen zwar nicht unbedingt quer, haben aber ihre Eigenart. Dynamikwechsel aus harten, rauen und liedhaften, zarten Parts sind die Impulsgeber der Stücke. Es gibt viele moderne Sounds und Loops zu hören, neben dem differenzierten, groove-orientierten und nicht zu komplexen Schlagzeugspiel gibt es hin und wieder rhythmische Klänge vom Computer zu hören, vor allem in Übergängen oder balladesken Motiven.
Die Songs sind nicht sehr hart, rauschen stets knapp an Metal vorbei, transportieren aber Metal-typische Dinge, wie etwa harte Gitarrensounds und -riffs, Dream Theater nahe Arrangements (sphärische Keys im Off über rauen Riffs, etc.), die berauschend harschen Arrangements, die im Metal für den nervös-abgefahrenen Genuss sorgen, hier aber mit langsamem Rhythmus oder melodisch sanften Motiven gekoppelt sind, dass der Metalfaktor nie beherrschend wirkt. In den melodischen Partien und den Gesangspassagen stecken einige eingängige und sehr sanft vorgetragene Popmotive, die den Songs eine leichte Note geben.
Insgesamt wirken alle 8 Stücke der 45 Minuten langen CD sehr professionell, aber auch sehr perfektionistisch gefertigt. Zwar sind die Songs dynamisch und vital, dennoch aber klingt jeder Ton überwacht, jede Sekunde bis aufs I-Tüpfelchen überlegt und genau platziert. Der Hörgenuss erfährt in dieser derart "fertigen" und gestylten Musik eine gewisse Einschränkung.
Trotzdem sei "fragile skin" unbedingt empfohlen, vor allem dem Prog-Nachwuchs, der Inspiration in der ersten Generation für verstaubt hält und modernen intelligenten Klängen seine Vorliebe schenkt. Hier erfährt er hochkarätige, technisch und emotional ausgereifte Musik.

artificiallightattraction.com
VM



Zurück