Art Boys Collection "Stoned Wall" (Garden Of Delights 2002)

Die Art Boys Collection aus Andorf in Österreich veröffentlichten "Stoned Wall" 1972. Vorher hatten sie bereits vier Singles auf dem Markt, die jedoch noch nicht progressiv orientiert waren. Auch "Stoned Wall", ihre einzige LP, war ein Stilmix aus liedhaften Strukturen, einigen Beateinflüssen und progressiven Versatzstücken. Viele Bands haben damals in dieser Art musiziert, was hebt die Art Boys Collection aus der Masse hervor? Die Länge der Songs kann es nicht sein, die 12 Songs sind sämtlichst kurz, es gibt keine ausufernden Improvisationen oder überwältigende Soloausflüge. Die Songstruktur bleibt stets liedhaft, wenn Soli, dann nur kurz, dafür heftig. Trotz allem ist "Stoned Wall" ein ausgezeichnetes Album. Damals wenig bis überhaupt nicht beachtet, ist es völlig untergegangen, selbst in der einschlägigen Literatur kaum zu finden, das Album selbst mittlerweile eine teure Rarität. Die Songs zeichnen sich vor allem durch hervorragende Kompositionen aus. Unglaublich, dass sich solche Perlen verstecken konnten, liegt wohl an der Ignoranz der Fans, möglicherweise am Status der Band als Österreicher (wer vermutete aus der Ecke gute Musik?) und sicher daran, dass die fünf Herren nicht danach aussahen, richtige Rockmusik zu spielen. Egal, jetzt liegt das Album auf CD vor, dazu gibt es vier Bonustracks (die Songs der ersten beiden Singles). Hier sind es sanfte Vokalstückchen, dort heftige Rocker, doch mal ein etwas längeres Instrumentalstück oder lustige Liedchen, die das Album füllen. Das schmalzige "Jesus Said" muss zwar nicht sein, es fällt in der Menge der Songs jedoch nicht weiter auf, denn davon gibt es genug. Größten Eindruck machen die akustische Gitarre, die fantastische Orgel und das Schlagzeug. Die elektrische Gitarre holt auch schon mal heftiger aus, nur der Bass bleibt stets im Hintergrund. Das nicht besonders komplexe, dabei aber sehr anspruchsvolle Arrangement der Songs ist von besonderer Note. Ein Leckerbissen geradezu der Titelsong, der zwischen sanfter Akustik und heftigem Rock alterniert. Die Schwermütigkeit, die das Stück in den Hardrock treibt, ist ein echter Hit. Schade, dass der Song so schnell endet, doch folgt mit "Roll Engine Roll" gleich ein weiteres Schmankerl und so geht es fort. Eine Besonderheit der Platte ist der sehr gute Solo- und Gruppengesang, die Arrangements sind ausgezeichnet gelungen! Eine Platte zum Mitsingen und Tanzen, die nicht im geringsten dumm oder platt klingt. Ein echter Hinhörer, sympathisch bis zum Ende. Kann ich nur wärmstens empfehlen!

VM




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