ARC Trio "Triptych Mirror" (Circumvention Music 2007)

Für Schlagzeuger Nathan Hubbard und das Label Circumvention Music ist "Triptych Mirror" eine eher ungewöhnliche CD. Zwar begibt sich das Trio, neben Hubbard, der nicht nur Schlagzeug, sondern diverse weitere Perkussion und zudem wunderbar Vibraphon spielt, sind Rick Helzer am Piano und Justin Grinnell am akustischen Bass Teil der Band, auch in improvisative Weite. Jedoch ist, und das ist kein Stück unangenehm, das Projekt sehr auf Modern Jazz festgelegt. Jeder Zeit überwiegt ein zartes melancholisches Flair, vor allem in der komponierter Grundstruktur (mit himmlischen Unisono-Parts zwischen Piano und Vibraphon), die erheblich weit zum Zuge kommt, die Minuten füllt und den Improvisationen nicht endlosen Platz bietet, so dass die einzelnen Tracks, neun an der Zahl, zwischen 4 und 10 Minuten lang sind.
Alle drei Instrumente scheinen federleicht bedient, die Töne perlen, sind geradezu von klassischem Format; lässt man mal die freien Passagen weg, könnten die Tracks auch in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts eingespielt worden sein. Die Kompositionen sind grandios, klingen etwas intellektuell und finden mit Sicherheit eher im älteren Jazzpublikum begeisterte Freunde als in der freien improvisativen Szene.
Selbst die abgefahrenen aufgewühlten und vulkanisch lebhaften Improv-Parts haben stets noch einen Fuß im klassischen Jazz und verlassen die melodische Struktur eigentlich nicht, fegen nur mit emotional hochgefahrener Energie darüber und brechen und knacken die Struktur, nur, um sie anschließend mit zarten Soli wieder neu zu erschaffen.
Alle drei Instrumentalisten sind außergewöhnlich begabte Musiker, die sehr intuitiv aufeinander eingehen und die starke Basis nutzen, darauf ihr vitales Spiel laufen zu lassen. Die Songs sind im Studio eingespielt worden, nicht vor Publikum, dennoch klingen die Songs nicht starr oder "produziert", selbst in den Improvs, wenn das Trio plötzlich die Fäden fahren lässt und sich schwer ins Zeug legt, zusammen Lautstärke und Gefühle platzen und die komponierten Motive in vielfältiger freier Variation aufbrechen und erleuchten lässt, klingt das Trio frei gespielt und locker. Die Atmosphäre ist besonders und tief eindrücklich. Übrigens sind die freien Improvisationen meilenweit von Free Jazz entfernt, die Abstraktion behält ihre Basis. So ist "Triptych Mirror" eher kein Avantgarde Werk, sondern eine klassische Modern Jazz Studie. Schön, dass in der allgemein von Popmusik durchzogenen Welt, wie selbst im Jazz, solche Alben noch möglich sind. Tipp!

castorandpolluxmusic.com/ARC
circumventionmusic.com
VM



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