Apsara/Altaïs
Apsara "Archives - Concerts été 1983"
Altaïs "Maxi"
(Soleil Zeuhl 2015)


Das Label Soleil Zeuhl macht seinem Namen wieder einmal alle Ehre und veröffentlicht verschollene Zeuhl-Perlen aus den Untiefen der kobaianischen Zeit. Die erste der beiden Produktionen, die im Oktober 2015 auf CD aufgelegt werden, ist das strikt auf 500 Stück limitierte 2CD-Werk Apsara/Altaïs.
Aus einem Teil des Personals dieser Band mit zwei Namen ging später Shub Niggurath hervor, deren abgrundtief düsteres Werk "Les Morts Vont Vite", 1986 von der Band selbst produziert und veröffentlicht, 1997 von Musea/Gazul auf CD aufgelegt wurde. Es gibt weitere Produktionen von Shub Niggurath, von denen vor allem das 2009 von Soleil Zeuhl produzierte "Introduction" nur unbedingt zu empfehlen ist.
Apsara/Altaïs dokumentiert die pre-Shub Niggurath Ära. Die ausführliche und bewegte Geschichte der Band, die 1982 als Apsara gegründet wurde, 1986 in Altaïs umbenannt wurde (weil es bereits eine japanische Band mit Namen Apsaras gab, was die Band just realisierte, als sie die drei Songs ihrer geplanten EP veröffentlichungsfertig produziert hatte), und 1987 auf Grund diverser Meinungsverschiedenheiten, etwa die musikalische Weiterentwicklung, aufgelöst wurde, ist im Booklet zu den beiden separat im Pappschuber eingepackten CDs in französischer und englischer Sprache auf jeweils 6 Seiten ausführlich nachzulesen. Allein das Booklet ist den Kauf wert.
CD1 enthält den genannten einzigen Studiotrack, der noch unter Apsara eingespielt wurde, ("Enfer mais" 11:29 Minuten) sowie 4 Songs eines Konzertmitschnittes, etwa 43 Minuten Spielzeit. Der Klang der Liveaufnahme hat bessere Bootlegqualität, ist aber ansprechend restauriert und für Historiker und Zeuhl-Süchtige gut zu ertragen. Soleil Zeuhl meint im Hinblick auf die Soundqualität, dass die historische Wichtigkeit der Aufnahmen die Veröffentlichung rechtfertigt, was ich nur bestätigen kann.
Auf CD2 sind die drei Songs der Maxi zu finden, die unter dem Namen Apsara eingespielt und schließlich unter Altaïs veröffentlicht wurde (3 Songs, 13:47 Minuten Spielzeit).
Das sind zusammen 68 Minuten Musik, von denen 25 Minuten in professioneller Qualität und 43 in Bootleg-Sound zu hören sind.

Die Altaïs Maxi ist ungemein beeindruckend. Ätherischer weiblicher Gesang und elektronischer Sturm entwerfen eine düster-lyrische Dramatik, die mit dem Einsatz der Rockband (dramatisch krachender Bass!) enorm an Wucht gewinnt. Dezente, unkontrolliert wilde und punkige Wave-Einflüsse sind energisch krachend auszumachen, alles aber spielt sich ganz und gar im Zeuhl ab. Christian Vander wusste Ende der 1960er Jahre wohl kaum, was er mit seiner Idee von neuer Musik lostreten würde. Ein paar Generationen von Musikern wurden (und werden) verseucht und sind dem Einfluss vollkommen ausgeliefert. Wer Zeuhl nicht kennt, wird denken, der siebeneinhalb Minuten dauernde Titeltrack, nach dem die Band sich umbenannte, komme entweder aus dem Irrenhaus und direkt aus der Hölle. Die dramatische Ekstase des schön durchgeknallten Tracks mit hinreißend krankem Gesang ist eine exzellente Zeuhl-Orgie, von der es nur unbedingt mehr geben könnte. "Promenade…" im Anschluss ist mit knapp 4 Minuten etwas milder, deutlich jazzbetonter und progkomplexer. Schönes Teil! Die zwei Minuten "Gravitation Zero" schließen mit episch esoterischem Gesangsgeheul den schrägen Reigen ab.

Booklet + diese Maxi = wertvoll!

Und es gibt mehr. Die "Archives"-CD von Apsara. "Enfer mais" als einziger Studiotrack der Band unter diesem Namen ist epischer Zeuhl vom Feinsten. Sehr dramatisch, kraftvoll und energisch, wuchtet das elfminütige Monster sich im magmatischen Vander-Stil voran. Der donnernde Bass, brachiales Rhythmusgeschehen, die Bläser sowie ätherische Damenstimmen entführen eindrucksvoll in den Kobaia-Space-Rock. Danach lässt zwar, mit den Liveaufnahmen, der Klang nach, aber wer Bootlegs kennt, wird staunen, wie gut im Vergleich zu manch anderer Aufnahme diese Konserve ist. Apsara agieren noch nicht so verrückt wie später als Altaïs, aber wild und effektiv genug, als wichtiges Zeuhl-Dokument erhalten zu sein. Und mehr als das ist die Musik, in diesem Klang, nur unbedingt anhörenswert. Wenn im letzten Track die Kinder lachen, weiß man nicht, ob das echte Freude oder Ausdruck völligen Wahnsinns ist. Die Intention der Band ist klar: eindeutig musikalischer Wahnsinn!
Da die Produktion streng auf 500 Stück limitiert ist, kann ich nur empfehlen, schnell zuzugreifen, denn, wie Michail Gorbatschow bereits sagte: wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

Booklet + Maxi + Archives = sehr wertvoll!

soleilzeuhl.com
VM



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