Angel Eyes - Something To Do With Death (Underground Communique 2005)

'Something To Do With Death' ist ein schwer verdauliches Stück Musik. Und noch viel schwerer zu beschreiben. Arglos ist der Bandname auf das Cover gekleckst, Figuren und Landschaften aus Western zieren Booklet und Bandwebsite. Songs heißen 'By The Time He Was My Age, Orson Welles Had Made Citizen Kane', 'Political Capital Aka Eleven States Of Christians Fed To The Lions' und sind über 10 Minuten lang. Durchblickt jemand das Konzept? Nein, halt! Bevor jetzt hastig die Türen zugeschlagen werden, um sich rechtzeitig vor dieser Überdosis postmoderner Selbstgefälligkeit in Sicherheit zu bringen, gebe ich lieber vorweg Entwarnung. 'Something To Do With Death' ist nämlich auch ein irritierend ehrliches Stück Musik.
Irritierend deshalb, weil ein Äußeres wie dieser zumeist einer weiteren Truppe von Mollakkord-Schaumschlägern zugeschrieben wird, deren vor Reverb strotzende Klangberge seit ein paar Jahren stolz als 'Post-rock' die Runde machen. Das klingt jetzt ein bisschen überspitzt, hilft aber, sich der Idee hinter Angel Eyes in Worten zu nähern.
Oder vielleicht einfach so: Diese Platte dröhnt - jedoch kein Dröhnen der Isis'schen harte-Schale-weicher-Kern-Schule, sondern ein stets nervöses, psychedelisches Krachen der Gitarren, das subtile Wallen des Keyboards, komplexe, zaghafte rhythmische Figuren - alles gleichsam betäubend und strapaziös. Sogar leise Passagen umgeben sich mit einem feinen Netz der Aggressivität, verdichten sich und lösen sich in geisterhaften, beunruhigenden Samples und religiösen Reden wieder auf; Geschrei sticht wie aus dem Nichts in die Gehörgänge.
Der Titeltrack ist der große Höhepunkt von 'Something To Do With Death'. Eine majestätische Komposition, vielleicht die zugänglichste von allen - und siehe da: Skeptisch lugen Harmonien hervor, fassbare melodische Momente, ganz ohne Stilbruch.
Angel Eyes benötigen keine tiefmetallenen Riffs, keine lieblichen Melodien, um ein so faszinierend dichtes, surreales Klima zu erschaffen. Sie verbreiten nicht holzhammerartig negative Emotionen, um als 'Soundtrack zum Ende der Welt' angepriesen werden zu können. 'Something To Do With Death' spricht aus, was viele ähnliche Platten nur andeuten, ohne Partei zu ergreifen. Zugegeben, dabei präsentiert sie ziemlich garstige Seiten, und viel zahmer wird die Scheibe auch nicht. Wer damit leben kann, dem steht ein ungemein intensives Hörerlebnis bevor. Erhältlich ist die Scheibe bisher nur beim Label in den USA; dennoch - es lohnt sich.

workerparasite.com/angeleyes
undercomm.org
Timo



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