Andrés Ruiz "Los Deudos" (Viajero Inmovil Records 2008)

Der argentinische Multiinstrumentalist und Komponist Andrés Ruiz (p, synth, g, dr, perc, voc) hat Anfang 2008 Alejandro Moffardín (b) und Gastmusiker eingeladen, 13 Songs für sein Album "Los Deudos" einzuspielen. Angelehnt an klassischen Progressive Rock weniger der symphonischen, eher der balladesk-jazzigen Note mit dezenten Parallelen zu frühen King Crimson und partiell zum Canterbury Sound, liedhaft orientiert, sind die Songs verschnörkelte Rockmusik mit progressiver Instrumentallandschaft. Retro passt hier jedoch nicht, es gibt null Parallelen zur (z.B.) schwedischen Szene. Die Songs klingen modern, beziehen aus der klassischen Szene die Inspiration, nicht den Sound, wenn auch einige herrlich uralte Keyboardklänge (Synthesizer, Wurlitzer Piano) in wunderbar-schrägen Soli zu hören sind. Die Musik ist dezent, aber schwer. Der Gesang Ruiz' hat etwas Beschwörendes. Das macht die Songs einzigartig und besonders. Die Gäste spielen Soli auf Flöte, Viola und Saxophon und bereichern den geheimnisvollen, zauberhaft düsteren Klang der Songs. Wenn auch eher stete Zurückhaltung vorherrscht und kratzig-laute Töne selten sind, sind die Songs doch längst nicht eingängig oder poppig. Die zarte Note macht es dennoch leicht, sich diesen komplexen und aufwendigen Songs zu nähern. Das herrlich verschnörkelt und geradezu magisch gespielte Wurlitzer Piano macht jeden Ton zum Erlebnis, dazu der dunkle Klang der Viola und die verschwörerische Stimme Andrés Ruiz - das allein reicht. Ruiz' weiß zu komponieren, hat geheimnisvolle, klangvolle Ideen, ein Faible für den Klang der Instrumente und ein Händchen für ausschöpfende Arrangements. Der Multiinstrumentalist beweist mit seinen 13 Songs auf "Los Deudos" großartiges handwerkliches und inspiratives Geschick.
Vielleicht würde King Crimsons "Island" heute so klingen, käme Robert Fripp aus Argentinien.

viajeroinmovil.com
VM



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