Amos Key "Keynotes" (Long Hair 2010)

Amos Key waren nicht die deutsche Antwort auf Ekseption, eher ein vergnügter Antwortmix auf Emerson, Lake and Palmer, The Nice und Ekseption auf der einen und Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Robert Schumann auf der anderen Seite. 1974 gab es ein Album des Trios Thomas Molin (keys, voc), Andreas M. Gross (b, voc) und Lutz Ludwig (dr). Das war es gewesen, die Band ging aufnahmetechnisch in die Geschichte ein, 1976 war ganz Schluss.
Von den 9 Songs sind mindestens 4 auch auf "Keynotes", der aus geheimnisvollen Archiven geklaubten Aufnahmen mit exzellentem Sound, die Long Hair auf CD veröffentlicht: SWF-Aufnahmen mit teilweise sehr deutlichen Emerson, Lake & Palmer - Anleihen, besonders in "First Snow", da hat dieses Trio jenem deutlich auf die Finger gehört. Aber sämtliche Aufnahmen auf "Keynotes" sind andere Einspielungen, die Songs sind länger, und meines Erachtens nach virtuoser und dramatischer. Die drückenden Komplexe seiner Kompositionen hat die Hände des Trios schwer gemacht und belastet - und doch haben Amos Key erstklassige Arbeit geleistet. Vielleicht ist die manchmal auftretende Schwerfälligkeit der Arrangements auch dieser Art Klassik-Rock geschuldet, in der Tempowechsel, kompositorische Themenvielfalt und enormer Abwechslungsreichtum jeden Song ausgelassen anfüllen. Amos Key beliefern nicht nur klassische Vorbilder, sie intonieren solche auch in eigenem Geiste neu. Die als "Lost Tapes" bezeichneten Aufnahmen sind fast komplett von Thomas Molin geschrieben worden, mit der "Toccata"-Ausnahme, wohl Bachs beliebtester Hard Rock Vorlage. Texte gibt es auch, wobei die überwiegende Minutenanzahl instrumental ist, und wo Gesang, ist er leidlich prächtig und ganz angenehm nachzuvollziehen.
Die Songs, deren dereinst als LP 1973 auf Spiegelei bereits veröffentlichte bekannte Versionen hier erneut zu hören sind, haben überwiegend mehr Spieldauer, es passiert mehr, die Instrumentalarbeit ist ausgedehnter, obschon nicht gestreckt, so erstreckt "Important Happening" am Ende der CD sich auf 8:47 Minuten, "Knecht Ruprecht" hat sich zeitlich gar verdoppelt. Am 21.07.1973 aufgezeichnet, unterscheiden sich die Songs beider Platten indes nicht sonderlich, liegen beider Aufnahmetermine doch dicht beieinander. Schön hingegen, dass den bekannten Songs nicht nur neue (alte) Versionen beigefügt werden, sondern ganz neue (alte) Stücke zu hören sind, drei an der Zahl, nicht so viele, gut, aber immerhin, da war noch was. Zum Zugreifen.

longhairmusic.de
VM



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