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Allan Holdsworth
"Hard Hat Area" (1993/2012)
"None Too Soon" (1996/2012)
(Allan Holdsworth/MoonJune Records)
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Diese beiden Alben des gegenüber seiner eigenen Arbeit hyperempfindlichen und hochkritischen Jazzrock Fusionisten und Bierbrauers Allan Holdsworth gab es bislang nicht remastert. In Second Hand Läden (ein paar sollen noch in Deutschland zu finden sein) kann man hier und da Glück haben und zerfetzte Altausgaben dieser beiden Alben finden. "Hard Hat Area" und "None Too Soon" sind nie ausverkauft gewesen und stets neu aufgelegt worden, in einschlägigen Läden und online zu bestellen. Jetzt sind die Alben digital remastert und vom Chef himself neuproduziert worden.
"Hard Hat Area" ist das bereits 11. Studioalbum des begehrten Studiogitarristen, der in fast allen relevanten Jazzrock-Bands spielte und auf unzähligen Alben, darunter etlichen Klassikern, zu hören ist. Mit Steve Hunt (keys), Skuli Sverrisson (b) und Gary Husband (dr) zelebriert der Gitarrist, dessen Stil und Handschrift wie die von Carlos Santana stets zu erkennen und herauszuhören ist, deftigen Jazzrock, lyrische Klanglandschaften und jazztriefende Komplexgewitter. Allan Holdsworth spielt Gitarre und SynthAxe - seit den 1980ern (oder gar Endsiebzigern?) hatte sich der Gitarrist an der SynthAxe geübt und - vor allem in den 80ern - einige weniger berauschende, erheblich klebrige Kitschalben veröffentlicht. Hier halten Gitarre und Syntheziser-Axt sich die Waage, von beiden Instrumenten sind Soli zu hören, na klar sind die an der Gitarre deutlich besser und hinreißender! Die SynthAxe bastelt diese keyboardgleichen Flächenklänge, deren Reiz in jazziger Disharmonie besteht. "Hard Hat Area" zeigt den Solisten Holdsworth von der besten Seite. Jazz und Rock sind gut ausgeprägt und die ihn begleitenden Musiker geben ihr Bestes. Vor allem spielt sich Gary Husband hervor, der wieder einmal alle Register zieht und mit seinem komplexen Jazzrock-Spiel die perfekte Basis für Holdsworth bietet, indes nicht bei der Basisarbeit bleibt und selbst aktiv ins komplexe Geschehen eingreift und die hochtourenden Instrumentalepen aufmischt. Grandiosester der 7 Tracks ist das 9:03 lange "Low Levels, High Staken" mit seinen immer schneller werdenden Gitarrensoli, die für Frau KM viel zu wuselig und hektisch sind - die sich dann verzog (lauter stellen!).
"None Too Soon", drei Jahre später in komplett anderer Besetzung eingespielt, beweist der neuen Crew handwerkliche Finesse und Rasanz. Gordon Beck (keys) sieht aus, als sei er auf der falschen Party, was er spielt, beweist ihn hier als genau richtig. Gary Willis (b) und Kirk Covington (dr) ackern diesen bebend wilden Rhythmusgroove, der so komplex und gebrochen, so lässig und vital gespielt ist, dass die beiden ausreichen würden, eine entzückende Platte einzuspielen. Chef Holdsworth wechselt zwischen elektrischer Jazzgitarre und schneidend scharfem Jazzrock. Seine Soli sind wie diese Knetfiguren aus Zappas Videos, wo die Finger wie unnatürlich über die Saiten jagen, als wären sie gebrochen. Allan Holdsworth hält wieder alle Rekorde, sehr inspiriert, was er spielt. Indes sind seine Jazzgitarrenläufe und vor allem -sounds nicht meine Baustelle, und kaum verfällt er in elektrischen Elegie-Jazz lassen Spannung und Intensität nach und der wohlgekämmte, altkluge Strickjackenjazz stellt sich konservativ auf. Beide Seiten (Saiten…) ineinander übergehend zu hören, macht vieles bewusst - was möglich, was gewünscht ist, und was die alle kennen, die in seichten Stimmungen musizieren, wo sie doch komplex rocken könnten. Diese hier rocken, wenn auch nicht im Übermaß und einige der balladeskeren Noten in die schreckliche Nähe dieser Seichtheit geraten. "None Too Soon" ist viel mehr Jazz als "Hard Hat Area", und was Jazzrock/Fusion daran und darin, das ist exzellent und technisch perfetto. Hier gefallen mir das eröffnende "Countdown" sowie "Isotope" am besten, doch alle Tracks haben Schmackes wie Lyrik.
Die Remaster-Ausgaben der Allan Holdsworth Alben dürfen sich auf MoonJune gern zur Serie entwickeln!
therealallanholdsworth.com
moonjune.com
VM
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