Alex Carpani "The Sanctuary" (MA.RA.Cash Records 2010)

Der Begriff 'progressiv' ist in der Rockmusik in den letzten Jahren geradezu explodiert, da ist längst wieder Marktpotential, so wird alles damit verbunden, was sich in irgendeiner Form damit verkaufen lässt. Das dehnt und verändert die Begrifflichkeit - und auch wenn Schubladen eher Spaß als Orientierung sind - hat ein Jeder in sich so seine Vorstellungen seiner Musik, und einen Namen dafür.
Alex Carpani sorgt mit "The Sanctuary" nach "Waterline" (2007) erneut dafür, dass der Begriff ‚progressiv' an seine Wurzeln reicht. Feinster, verspielter, symphonisch-komplexer Progressive Rock, facettenreich, lyrisch, druckvoll, mal bombastisch, mal melancholisch, hier nostalgisch, dort verzückt, hier malerisch herbstlich, dort närrisch sommerlich, in unendlichen Klangfarben und von großem Schöngeist - so sind die 10 Stücke seines neuen Albums. Die Alex Carpani Band besteht neben Alex (voc, keys) aus Ettore Salati (g), Fabiano Spiga (b) und Marco Fabbri (dr) sowie Giacomo Pacini (dr) - eingespielt wurden die Stücke jedoch von Schlagzeuger Gigi Cavalli Cocchi - alle Musiker sind illustre Techniker, die Songs lebhaft und dynamisch; flott und rasant fließen die Stücke dahin, in allen auch düsteren Komplexen von geradezu fröhlich-forscher Lebendigkeit, stets eher licht und verspielt als nachdenklich, unglaublich romantisch und von schwebenden, aber vollen Keyboardsounds transportiert. Alex Carpani steht ganz in der italienischen Progressive Rock Tradition, seine Themen sind lebensfroh und forsch, weniger kopflastig als eher ein Stück machohaft in der stolzen Handschrift und in aller sensiblen Lyrik von starker Gefühlswallung.
Wo eben noch ein schweres Orgelmotiv eine instrumentale Note beherrschte, drückt nun viel dichteres, schwereres Mellotron sich über die Orgel, bombastisch erhaben dröhnt der Song, bis die Schwere einbricht und kindlich verspielte Lyrik sanft und zart fort fließt. Alex Carpani legt keinen Wert darauf, tagesaktuell zu klingen, was den Songs nur gut tut. So wird nichts vermischt, was der Zuhörer und geneigte Fan nicht vermischt haben will. Carpani erweist sich als großer Fan der alten Rock Progressive Italiano Schule und er tut alles und alles sehr gut, diese alte Schule in seiner Musik virtuos fortzuführen. Trotz aller Reminiszenzen ist das Album originell und eigenständig, wird keine Band, kein Vorbild kopiert, ist Alex Carpanis Handschrift stets deutlich und kraftvoll.
Meine Empfehlung!

alexcarpani.com
myspace.com/alexcarpani
youtube.com/alexcarpani
VM



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