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Alco Frisbass "Alco Frisbass" (Fading Records 2015)
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Großes Kino servieren Fabrice "Chfab" Chouette (keys, g, voice, rec, perc, etc) und Patrick "Paskinel" Dufour (Fender Rhodes, keys, drum prog, Chimes) alias Alco Frisbass. Das französische Duo ludt Gäste ein, die Einspielung gelingen zu lassen und mit bekannten Namen zu garnieren. Thierry Payssan (Minimum Vital) und Jacob Holm Lupo (White Willow) etwa sind in der Progressive Rock Szene für ihre vielfache Arbeit bekannt. Schön, dass die relativ ‚normal' aussehenden Musiker sich für den eher ausgefallenen Canterbury-Sound entschieden.
Auf 6 Songs hat es das Debüt des Duos gebracht, hier wird kleinteilige Vielfalt in langen Minuten erzählt, der längste Track ist 12:14 Minuten lang, der kürzeste 6:42 Minuten. Positiv fallen die diversen Keyboardsounds auf, die das harmonische Bild reich und lebhaft machen. Leider wurde, was Rhythmusanteil, nur gering bedacht. Bass findet an den Tasten statt, ein deutliches Manko. So ist der wichtige Bass-Part flach und viel zu leichtgewichtig. Deutlicher noch ist der Eindruck des programmierten Rhythmus. Zwar ganz ansprechend im Rhythmus an sich, aber mit pappigem Sound in erschreckend undynamischer Präsenz. Vielleicht zerstört der fade Rhythmusanteil die Songs nicht, wirkt aber - und das durch zahllose Alben verwöhnte Publikum kennt sich bestens aus - kontraproduktiv und mindert den Hörgenuss deutlich.
Alco Frisbass geben einen gut angerichteten und wohl arrangierten Cocktail relativ harmloser und relativ schlichter, ansprechend ineinander greifender, mit typischen Attributen canterburyianischer Spielart versehener Songideen, wovon es eine zahllose Fülle gibt, was den Beitrag der einzelnen Idee überdeckt und dazu führt, das es weniger auffällt, dass die einzelnen Motive einfacher Natur sind, in ihrer vielschichtigen Farbigkeit und trickreichen, typisch canterburyianischen Wendungen indes ein reiches, ansprechendes Bild ergeben.
Das Duo zeigt ein Faible für ‚abgefahren schräge' Harmonien und melodische Motive, die für sich sprechen und das lässig entspannte Arrangement interessant bereichern. So sorgen zwar im Vergleich zu etwa National Health, die wohl als erweitertes Vorbild im Hintergrund der Kompositionen stehen, wesentlich einfachere, naivere Motivbilder (auch in den wenigen lautmalerischen Gesangsparts) für den insgesamt detailreich schmucken Songreigen, aber die Schlichtheit wird im dichten Gefüge und Übereinanderlegen der rhythmischen und harmonischen Anteile nicht konkret bewusst. Raffiniert konstruiert und durchaus ansprechend! Ganz besonders gut gefallen mir die Geigensoli sowie die diversen Geigenparts in den ausgedehnt komplexen Arrangements. Sehr belebend, ob unisono mit Keyboards und Gitarre oder einzeln eingesetzt.
Vielleicht ist das Debüt (noch) nicht die grandiose Überraschung. Doch viele gute Ideen und interessante harmonische Lösungen sind zuhauf zu hören, so dass trotz genannter weniger berauschender Anteile das Album durchaus zu empfehlen ist. Für Canterbury-Cracks der leichte Snack für zwischendurch.
altrock.it
VM
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