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Clive Nolan „Alchemy Live“ (Metal Mind Records 2013)


Ein Geständnis meinerseits steht am Beginn dieser Rezension: Ich bin ein bekennender Musical-Fan. Als Freund des U-rigen Musiktheaters bevorzuge ich allerdings Inhalte, sowohl in musikalischer als auch in textlicher Hinsicht, die sich nicht in einem Halbsatz zusammenfassen lassen. Bedeutungsschwangeres in beiderlei Hinsicht liefert Clive Nolans (Stimme von Prof. Samuel King) jüngster Streich in Form einer DVD; hier wird der Rezipient in das viktorianische England zurückversetzt und in diesem Zusammenhang Zeuge eines Sittengemäldes, das an Melodramatik kaum zu überbieten ist. Wer allerdings echte alchemistische Bezüge erwartet, wird bitter enttäuscht sein. (Für eine solche Thematik eignet sich eher die Legendenbildung das Leben Flamels, Fulcanellis oder Fausts betreffend. Überhaupt harrt der letztere noch immer seiner Rehabilitierung, hat doch die deutsche Lichtgestalt schlechthin, Johann Wolfgang von und zugenäht, dessen Vita aufs Schändlichste für seine Zwecke missbraucht und in den Dreck gezogen. Der dichte Fürst hat in der Tat so einigen Dreck am Stecken, ich erinnere nur an seine dubiose Rolle im Mordfall Friedrich von Schillers.) Die Tonqualität dieser DVD ist als vorbildlich zu bezeichnen, die Tiefenschärfe des dargebotenen Bildmaterials wechselt zwischen gut und passabel, was mich allerdings kollosal stört, ist die Statik des Ensembles erstklassiger Sänger, die bisweilen wie eine Herde Ölgötzen hinter ihren Mikrophonständern verharren, als warteten sie auf Godot. Gesangliche Unterstützung erhielt Prof. Samuel King übrigens von Agnieszka Swita, David Clifford, Victoria Bolley, Andy Sears, Christopher Longman, Tracy Hitchings, Damian Wilson, Paul Manzi, Soheila Clifford, Chris Lewis sowie dem Caamora Choir, der leider aus der Konserve kommt. Die Band besteht aus Mark Westwood (Gitarre), Scott Higham (Schlagwerk), Kylan Amos (Bass), Claudio Momberg (Keyboards, Saxophon, Geige und Stimme), Penny Gee (Geige) und Ian Stott (Horn), die ihre Sache allesamt sehr ordentlich machen. Die eigentliche Hauptrolle spielt in diesem Progical die Musik, die für mich ein funkelndes Juwel, bestehend aus den Facetten Musical, Rock, Pop und Prog darstellt, das im Blick auf verschiedene Themen, die im Verlauf des Stückes mehrfach variiert werden, stets in neuem Glanz erstrahlt. Ich bin restlos begeistert von der Stringenz der Melodieführung sowie der Stimmigkeit der Arrangements. Durcheilt hier gerade ein neuer Webber seine Adoleszenzphase mit Riesenschritten? Wir dürfen bereits zum jetzigen Zeitpunkt auf das nächste Bühnenwerk des Meisters gespannt sein, das in der Tat sein Meisterstück werden könnte...

alchemythemusical.com
clivenolan.net
Frank Bender



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