Alcatrazz „No Parole From Rock'n'Roll“ (Metal Mind 2013)
Alcatrazz „Live Sentence“ (Metal Mind 2013)
Alcatrazz „Disturbing The Peace“ (Metal Mind 2013)
Alcatrazz „Dangerous Games“ (Metal Mind 2013)


Mr. Bonnet ist seit über 30 Jahren einer meiner absoluten Lieblingssänger; sein angerauhtes Vier-Oktaven-Organ ist auch heute noch - Graham ist Jahrgang 1947 - gut in Schuss; er ist nach meinem Dafürhalten nichtsdestoweniger als der Dio(s) des Hard Rocks. (Als einzigen legitimen Erben seines Timbres betrachte ich übrigens Stephen Fredrick, der trotz einiger spektakulärer Aufnahmen mit Kenziner (Ende Mai erscheint in neuer Besetzung endlich deren nächstes Album „The Last Horizon“ - ein Knaller!!!), Firewind oder Kinrick noch immer ein Schattendasein im Musikgeschäft fristet, wobei ich nicht einmal weiß, ob Stephen momentan überhaupt aktiv ist.) Viele Musikbegeisterte wissen nicht, dass es die Band Alcatrazz seit 2007 wieder gibt, nämlich als "Alcatrazz featuring Graham Bonnet“. (Die aktuelle Besetzung besteht neben Graham aus Howie Simon, Tim Luce und dem Drumanimal Bobby Rock.) Das Debütalbum von Alcatrazz, „No Parole From Rock'n'Roll“, erschien im Jahr 1983 in der Besetzung Graham Bonnet (Gesang), Jimmy Waldo (Keyboards), Jan Uvena (Schlagzeug), Gary Shea (Bass) sowie dem Wunderknaben Yngwie Malmsteen an der Gitarre. Diese Scheibe, das war bereits kurz nach deren Veröffentlichung klar, ist ein Klassiker des Hard Rocks, auf dem es von akustischen Perlen nur so wimmelt, quasi die Quintessenz von Rainbow und der Michael Schenker Group. Jedes Stück ein Treffer, immer voll auf die Zwölf; selbst die Balladen knallen im melancholischen Schunkel-Takt und versprühen Wehmut en masse. Auf dem Instrumental „Incubus“ darf sich der kleine Frickel- und Fuddelkönig Yngwirsch austoben, bis der Bus kommt und ihn zur Isolationshaft fährt. Als Re-Release enthält die CD drei Livestücke, die von der Tonqualität als sehr gut zu bezeichnen sind. Die nächste Episode beginnt zwei Jahre später mit dem Album „Disturbing The Peace“, vor dessen Aufnahme der Yngwicht ausgewechselt wurde. Steve Vai, der Neue an der Gitarre, zeigt auf den zumeist etwas kommerzieller ausgerichteten Stücken, die aber nach wie vor als lupenreiner Hard Rock (amerikanischer Prägung) durchgehen, dass man auch ein guter Gitarrist sein kann, wenn man nicht dauernd über das Griffbrett schlittert wie ein Motorrad bei Blitzeis auf der Autobahn – Vai not?! Dabei ist der gute Steve allein von seinem Gitarrensound her unverkennbar; seine Gitarre kann sehr deutlich sprechen und nicht nur in Höchstgeschwindigkeit scatten. Auch diese Re-Relaese-Scheibe wird von drei Livetiteln ergänzt. Runde drei; wir schreiben das Jahr 1986: Nach dem Prinzip „panta rhei“ wurde abermals ein (nach meiner Auffassung absolut überflüssiger) Wechsel an der Gitarre vollzogen. Danny Johnson, der vormals bei Axis and Rod Stewart gespielt hatte, blieb gegenüber seinen Vorgängern ziemlich blass. „Dangerous Games“, als Re-Release wieder von drei Livesongs veredelt, war in der Tat ein Spiel mit dem Feuer, denn eines der Markenzeichen von Alcatrazz, die Adaption japanischer Harmonien, war nun komplett verschwunden und die Musik ziemlich beliebig geworden. Manche Stücke gehen eindeutig in Richtung Hitparadenmucke, die man neudeutsch wohl AOR nennt; teilweise könnten die Arrangements fast von den Briten Frankie Goes To Hollywood stammen. Doch glücklicherweise war die Band trotz alledem noch immer leicht zu erkennen, allein schon an der fantastischen Stimme von Graham Bonnet. Eine offizielle Live-Veröffentlichung gibt es von Alcatrazz; „Live Sentence“ wurde im Jahr 1984 im Nakano Sun Plaza in Tokyo aufgezeichnet und besticht durch eine sehr direkte Live-Atmosphäre, die vermutlich nicht nachträglich geglättet wurde. Auch diese CD wurde als Re-Release durch drei Liveaufnahmen bereichert und kann als ein echtes Zeitdokument betrachtet werden. Insgesamt sind die vier Alben von Alcatrazz eine überaus lohnende Anschaffung; viele Bonneten für wenig Moneten.

myspace.com/alcatrazzofficial
facebook.com/pages/Graham-Bonnet-Official
Frank Bender



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