Albatrosh "Night Owl" (rune grammofon, 16.01.2015)


Eyolf Dale (p) und André Roligheten (sax), beide just 29 Jahre alt, legen nach "Tree House" ihr zweites Album auf dem Avantgarde Label rune grammofon auf. 8 Songs und 43:26 Minuten umfassend, kann diese Art Jazz so nur aus dem skandinavischen Norden kommen. Die beiden Norweger haben bereits 5 Alben veröffentlicht, für "Night Owl" fuhren sie nach Osnabrück, Germany, wo sie ihre Songs unter erstklassigen Bedingungen einspielen konnten.
In aller lyrischen Dunkelheit der Kompositionen liegt viel fröhliche Frechheit, lebendige Vitalität, verspielter Jazzgeist, der historische Jazzmuster ebenso einfängt wie er abstrakte norwegische Folkmuster verarbeitet. Ernst und Strenge treffen auf kreativen Freigeist und verspielt anarchische Forschheit. Die Stücke sind hier stark strukturiert und lebhaft, dort in sich eingefallene Melancholie-Flüsterer. Stets sehr intim und sensibel, leuchtet starke Kraft aus allen - fast allen - Songs.
Der für meine Ohren fast traumatisch böse Ausfall ist der 7. Track "the liger", dessen minimalistische Struktur schon so vielfach versucht und eingespielt wurde, dass die aufsässig nervende Note nur negativ wirkt. Zwar findet das Duo schließlich seinen lösenden Weg aus der Kompositionsfigur, aber besser wäre gewesen, diesen Track vollends wegzulassen, nicht einzuspielen. Das ist minimalistischer Nonsens, der nicht würdig ist, Teil dieses großartigen Albums zu sein.
Dem Duo gelingt es hervorragend, um schnell diesen Track zu verlassen, lebhaft flotte, verspielt freche Ideen zu komponieren und einzuspielen, die nur exzellent positiv wirken und in ihrer ungestümen Art überraschen. Etwa "Wolf Whistle" - das mit der Tür ins Haus fällt, alles auf den Kopf stellt, ungemein Freude mit dem fast comicartigen Spiel macht, immer schneller wird und schnatternd und tobend von dannen stürmt. Ebenso fabelhaft sind die melancholischen Strecken, in denen nicht nur zart verwobenes Spiel lyrisch expressionistische Bilder aufmacht, die einmal mehr die abstrakte Denkart des Duos loben lässt. Wie nur, so mag der Hörer denken, werden solche Stücke komponiert? Wie finden sie ihre Struktur? Und was empfindet das Duo, jeder Einzelne dabei?
Mit der nostalgisch sanften Melancholie-Note "Night Owl" findet das Album seinen fast dramatisch kraftvollen Balladen-Ausgang. Schwere Bassfiguren am Piano, scharfe und zartlyrische Saxophon-Töne und die Energie zwischen den Harmonien mit starken markanten Eckpunkten geben Aussicht darauf, dass dieses junge Duo-Ensemble längst noch vielfach Energie und Vision hat. Doch bitte, Jungs, bitte!, nichts in der Art von "the liger"!

Duvet Day
The Sheriff
Nut Job
Early Bird
Wolf Whistle
Hula Hoop
The Liger
Night Owl

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runegrammofon.com
VM





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