Albare "Only Human" (Alfi Records, 15.05.2015)


Der Gitarrist ohne Nachnamen präsentiert mit "Only Human" nicht nur ein schönes Cover mit lesenswertem Booklet. Die 10 Songs, fast rein instrumental, wenn nicht einmal einer der Mitarbeiter (hinreißend) JazzRap zum Besten gäbe, sind feiner, lyrisch expressiver Electric Jazz der elektro-akustischen Band. Albare (e-g), Pablo Bencid (dr), Yunior Terry (acc-b), Axel Tosca Laugar (acc-p) sowie Phil Turcio (acc-p in "Hotel Royal") spielen mit klugem Tiefgang, handwerklicher Finesse und fabelhafter Klangschönheit.
10 Songs, zusammen 54:49 Minuten, sind zu hören, in denen nicht nur Albare mit Gitarre die melodisch solistische Führung übernimmt, sondern die ganze Band sich vital und herzhaft einsetzt. Komplex lockerer Groove mit rassigen Breaks und lasziver Rhythmussprache, warm satter Bass mit der besonderen Erdung und raffinierten Soloanteilen, das klangschön abgemischte und hochmelodische akustische Piano mit perlenden Jazzläufen auf abstrakter Notation und das flüssig engagierte Bandinterplay machen die anspruchsvollen, jazzharmonischen Kompositionen locker und saftig. Was so leicht und einschmeichelnd klingt, ist ein hochmodernes & klug verwobenes Album höchst anspruchsvoller, technisch handwerklicher Raffinesse.
Weite Melodielinien gehen in lyrisch kraftvollen Arrangements auf. Albare führt die Band durch das Intro und sobald das eröffnende Motiv ausgespielt ist, wechseln sich die Instrumente an der Sololinie ab. Albare wurde in Marokko geboren, wuchs in Israel und Frankreich auf, ging nach Australien und lebt heute in Melbourne. In Melbourne zu leben, meint der Gitarrist, kann heißen, dass Du aus der Türkei, aus Italien, Griechenland oder Afrika kommen kannst, es spielt keine Rolle, Australien ist ein guter Ort für alle Seelen. Die Musik hat keine (oder kaum) ethnische Einflüsse, ist purer Electric Jazz gefühlt US-amerikanischen Ursprungs, längst weltweit etabliert und in zahllosen Facetten gespielt. Auf "Only Human" sind die Songs ebenso technisch wie emotional, ebenso forsch komponiert wie lässig gespielt, ebenso anspruchsvoll wie zuhöchst entspannend, ebenso technisch komplex wie episch locker. Das reiche und sehr angenehme, Pop-ferne, unterhaltsame und doch mit zahllosen ungewöhnlichen Läufen überraschende Jazz-Werk kann nur unbedingt empfohlen sein.

albare.info
alfirecords.com
VM



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