Don Airey "A Light in the Sky" (Mascot Records, VÖ: 22.02.2008)

Hat der Mann nicht schon überall mitgemacht? Ozzy Osbourne, Rainbow, Whitesnake, Black Sabbath, Jethro Tull, Judas Priest, Babe Ruth, Gary Moore, UFO, Michael Schenker - - - und und und. Und Colosseum II. Jetzt ersetzt er John Lord in Deep Purple. Das sei extra erwähnt, nicht weil die Band für Jazzrock statt Hardrock und Metal steht, wie die anderen hier genannten, sondern weil Don Airey meint, in Colosseum II damals seine beste Zeit gehabt und die beste Musik gespielt zu haben.
Da ist es kein Wunder, wenn, neben allen anderen Einflüssen, auch die Grandezza des Jazzrock übermütig zelebriert wird (zumindest in einigen Tracks).
Aber das ist nicht nur ein Part dieser einstündigen Exkursion. Don Airey schenkt uns einen bunten Strauß klassisch britischer Rockmusik, ein Potpourri hart rockender Songs, in denen vieles möglich ist, manche Idee vor schwerem Kitsch tropft und anderes ungemein beeindruckend wirkt.
Don Airey meint, "A Light in the Sky" sei ein Mix aus Mahavishnu Orchestra, Rainbow und Jean-Michel Jarre. Es braucht eine Weile, das gedanklich nachzuvollziehen. Er hat hier und da auch Recht mit seiner Formulierung, aber jedes Stück ist anders, jeder der 17 Songs hat seinen eigenen Dickkopf, seine eigene Aussage, und, klar: Schublade.
"Big Bang" als Entree eröffnet die CD im Theatermusikstil: der Vorhang öffnet sich, die Zuschauer rutschen ihre Popos zurecht und im Orchester beginnen die Streicher mit einer dezenten Note. Gleich drauf gibt es Jazzrock ("Ripples in the fabric of time"), davon gibt es später in "Space Troll Patrol" und, ganz exzellent, in "Big Crunch", hier über 6 Minuten wahrhaft eindrucksvoll, dynamisch und ungemein flott, mehr. Klassikrock hat "Space Troll Patrol" auch drauf, im Emerson, Lake & Palmer-Stil. In "Metallicity" kommt das in der Pop-Ästhetik noch einmal anders wieder. Hardrock im Geiste Rainbows (und Artverwandter) mit dem typischen John-Lord-Faktor (wo er das nur her hat…) liefern "Shooting Star", "A Light in the Sky (Pt. 2)" und "Big Crunch" (in dem Track geht halt alles!).
Jazz-Blues-Fusion hören wir in "Rocket To The Moon", Helden-Hardrock in "Andromeda", Melodic-Kitschrock in der Liebesballade (mein Gott, muss das in dem Alter noch sein?) "Love You Too Much", schweren Orgelrock in "Space Troll Patrol", "A Light in the Sky (Pt. 2)" und "Pale Blue Dot". "Lost in the end of time" zum Schluss beginnt als Piano-Ballade mit Klassik-Touch, woraus kraftvoller Hardrock-Pop wird. "Into Orbit" ist akustischer Jazzrock mit einem Hang zur Neuen Musik - sehr gut!
Habe ich was vergessen?
Die Ausführung der Einspielung ist, keine Frage, das ist klar, handwerklich stets solide gelungen. Viel Lebensblut steckt in diesen Songs und den vielen kleinen Schnipselchen, die dazwischen liegen. Die Texte, in vier Songs, der Rest der Tracks ist rein instrumental, sind Popfolklore. Liebeslieder und Wunschträume.
Don Airey präsentiert sich nicht als Altrocker mit Gicht in der Fingern und dem Erschrecken vor lauten Tönen, sondern als knackfrisch denkender Hardrocker mit Hang zum Jazzrock und zu - abstrakter - Neuer Musik. Der Kitschballade "Love You Too Much" sei verziehen, es gibt die Skip-Taste. Der Refrain ist derart eingängig, dass es einfach nicht geht, dem Teil entspannt zu lauschen.
Gutes Album, unglaublich durchwachsen, stilistisch, aber auch qualitativ. Was dem Einen schmeckt, wird dem Anderen überhaupt nicht passen. Aber genau dieser Mix passt gut in die heutige Zeit, wo jede Musik, die noch nicht ganz abgeschrieben und irgendwie tot ist, in der Phantasie guter Musikkünstler zu neuen Connections verbunden wird.
Kann ich gut empfehlen!

donairey.com
mascotrecords.com
VM



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