Absolute Ensemble "Fix" (Enja Records 2002)

Graehme Koehnes Hinweis auf das Absolute Ensemble erwies sich als außerordentlich wertvoll und hier kommt sie nun, die "unvermeidliche" Rezension einer CD der oben erwähnten Kooperative unter der Ägide von Kristjan Järvi. Um absolut unverfälscht die "Leistungsfähigkeit" des Ensembles beurteilen zu wollen, habe ich mir eine Live-Aufnahme ausgesucht, die aus dem Jahr 2001 stammt, also noch halbwegs aktuell ist. Die beteiligten Musiker sind Mat Fieldes - Bass (akustisch und elektrisch); Vesselin Gellev - Violine; Martin Kuuskmann - Fagott; Charles Porter - Trompete; David Rozenblatt - Schlagzeug und Percussion; Mike Seltzer - Posaune; Michiyo Suzuki - Klarinette und nicht zuletzt Kristjan Järvi als Spiritus Rector. Obwohl die Musik als reinrassiger Hybrid aus Klassik, Jazz und Weltmusik (Klezmer) bezeichnet werden kann, ist das Absolute Ensemble aufgrund seiner Besetzung und nicht zuletzt aufgrund seiner hochinteressanten und teilweise recht freien Stravinsky-Adaptionen ("Chorale", "Tango", "Waltz", "Ragtime" und "Triumphant March Of The Devil", die sämtlich dessen ebenfalls sehr empfehlenswertem Ballett "L´Histoire du Soldat" entstammen) dem Bereich "Neoklasmus" zuzuordnen. Besonderer Erwähnung bedürfen meines Erachtens zwei Stücke, die neben den jeweiligen "Normalformaten" als spezielle Neuabmischungen in teilweise extendierter Version unter Zuhilfenahme musikalischer Gastarbeiter (Peter Epstein am Altsaxophon oder Lew Soloff an der Trompete) aufgenommen wurden; es sind dies "Cherokee" als Lounge Mix und "Biosis" als House Mix. Hierbei erhalten die beiden Stücke jeweils ein neo-urbanes Gewand geschneidert, mit dem sie in keiner Disco allzu negativ auffallen würden. Letzteres Werk basiert auf der Komposition "Symbiosis" von Erkki-Sven Tüür und sollte auch im Original einer Entdeckung wert sein. Mit "Super Bad" befindet sich außerdem ein höchst originelles James Brown-Cover auf der CD. Das Absolute Ensemble klingt denn auch ungefähr so, als würden sich Igor Stravinsky, Giora Feidman, Nigel Kennedy und einige junge Wilde aus dem Jazz-Bereich mit dem frühen James Brown eine absinthgeschwängerte Jamsession liefern - man erlebt (s)ein grünes Wunder und das ohne jeglichen Drogenkonsum, es sei denn, man betrachtet Musik als substanzlose und doch substantielle Form "phantasmagorischer Stimulanz"!

absoluteensemble.com
Frank Bender



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