Abel Ganz "Shooting Albatros" (Eigenproduktion, VÖ: 25.04.2008)

Als mir - einst - bewusst wurde, dass Led Zeppelin 25-jähriges Bandjubiläum feiern würden, war ich entsetzt. Das ist lange her. Heute feiern die Bands, die in den großen Siebzigern noch im Sandkasten buddelten, bereits solche Jubiläen. Vielerorts ist die Rockmusik darob erschreckt und klingt schrecklich alt. Und was der Nachwuchs an so genannter "Rock"-musik zelebriert, ist oft nichts weiter, als laue Zeitgeistluft, ein, mit Verlaub, Furz in der Musikgeschichte.
Es geht auch anders. Abel Ganz, auch mittlerweile alte Hasen, 1980 wurde die Band gegründet, der Haarkranz ist silbern, die wilden Jahre vorbei, verraucht, tauchen aus der tiefen Versenkung mit einem grandiosen, neuen Album auf. Einem Album, wie sie ein solches nie zuvor zustande gebracht haben.
Die Neoprogger stoßen tiefer ins Kerngebiet des Old School Symphonic Prog vor, ihre Kompositionen sind komplexer und ausgereifter, vielschichtiger und vielseitiger, anspruchsvoller und ernster als je zuvor. Lediglich 4 Songs sind an Bord der "Shooting Albatros", allesamt Longtracks, alle mit hohem Folkanteil und energischen Spannungswechseln. Die Zeit der Unreifheiten und Albernheiten, wie sie besonders "The Deafening Silence" präsentierte, ist vorbei. Die Einflüsse Genesis und Marillion sind zarter und sanfter ins Songgewebe gefügt, nichts muss hier stürmen, als die ureigene Energie der Rocksongs selbst. Nichts ist auf Prog gemacht, selbst die Gitarrenarbeit nicht, die Yes' altem Saitenzauberer auf die Finger, Regler und Technik geschaut hat. Abel Ganz scheinen da angekommen, wo sie immer hinwollten. Nichts klingt nervös und unreif, die Songs haben eine klare und reine elegische Note, einen bezaubernden Klang, den die Band zuvor nicht hatte in der Ausdrucksstärke finden können. Die Songs klingen nicht kalt, nicht gestelzt. Die Energie ist rund und satt. Akustische Folkinstrumente machen den Klangraum, akustische und elektrische Klänge die langen instrumentalen Parts ebenso wie die gut komponierten Vokalparts reich. Gewiss, wer auf Heavy Prog oder Jazz Prog steht, wird mit "Shooting Albatros" wenig anfangen können - obschon beides hier marginal auch zu finden ist. Neoprog findet in 2008er Abel Ganz eine Tiefe, Qualität und Reife, die dem Genre oft abgeht.
Was mir lediglich sauer aufstößt, ist die Pause zum Ende im letzten Track, der zwar nur rund eine Minute lang ist, aber diese Art des aufgedrängten Nachdenkens über die Musik - oder was immer das auch bedeuten soll - geht mir gehörig gegen den Strich. Mehr als 23 Sekunden Pause sind sinnlos, weil dann alle Sinne abklappen. Es sei denn, die innere Uhr ist durch Drogen abgewürgt worden. Dann kann man auch dem Wind vor der Tür zuhören, gelle?!?

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justforkicks.de
VM



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