Aalto „Ikaro“ (Uulu Records 2014)


Die spinnen, die Finnen - das darf nicht wahr sein! Da tümpelt dieses dustere Land, in welchem die Selbstmordrate und der Alkoholismus weltweit am höchsten sind, musikalisch vermeintlich vor sich hin, aber dann tauchen quasi ohne Grund sub-herbe Bands gleich im Dutzend vom Grund der 1001 Seen auf und erfreuen die Ohren der geneigten Hörerschaft mit fabelhaften, geradezu märchenhaften Klängen. So auch der Six-Pack Aalto, der einen solch eklektizistischen Mix aus Prog Rock, Jazz und Folk Rock zelebriert, dass der Äther nur so vibriert. Die Texte werden in finnischer Sprache vorgetragen und angesichts der höchst interessanten Gestaltung des Digi-Packs - das Artwork enthält alchemistische Symbole noch und nöcher - ist es sehr schade, dass ich keinen Zugang zum Fin(n)is(c)h habe. Musikalisch bewegen sich Marko Niittymäki (Mandoline, Banjo, Percussion, Mandola, Gitarre und Gesang), Petra Poutanen (Gesang und Kantele), Antero Mentu (Gitarre, Sitar, Tambura und Gesang), Sampo Salonen (Gesang, Didgeridoo, Doshpulur und Percussion), Panu Ukkonen (Klarinette und Gesang) und Kusti Rintala (Schlagzeug und Percussion) zwischen im weitesten Sinne progressiver Rockmusik mit teilweise ungeraden Takten und luftig-repetetiv-spannungsgeladenen Arrangements sowie Weltmusik mit starken Klezmereinflüssen und indischen Bezügen (Hindustanische oder karnatische Musik, das ist hier die Frage.) Insgesamt wirkt das von Aalto evozierte Klanggespinst wie eine Light-Version von Paranoise oder wie die Prog-Variante von Jai Uttal. Aber auch die ruhigeren Stücke der Lonely Bears bilden eine Referenzgröße, womit wir bei den Jazz-Bezügen sind, die in eher subtiler Weise, zum Beispiel in den Soli, zu finden sind. Kollektivimprovisationen und ähnliche Markenzeichen des Jazz sucht man allerdings vergeblich, was die „Volker“ und die „Broker“ unter uns erfreuen dürfte, die reihenweise erleichtert aufatmen; ich höre es bis hierher...

etnoaalto.blogspot.fi
Frank Bender




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