4/3 de Trio "Ersatz" (Musea Records 2004)

Scheint, als würde der Band ihr Name auf die Füße fallen. Gewidmet ist "Ersatz" dem im Jahr 2001 bei einem Autounfall verstorbenen Schlagzeuger der Band. Die Songs sind seit April 2000 eingespielt worden, Drummer Didier Pégeron hatte großen Anteil daran, letztlich konnte er die Veröffentlichung nicht mehr erleben. Wir grüßen Dich, Engel Didier! Doch wäre Didier nicht gestorben, hätte dieses Album niemals das Licht der Welt erblickt. Nach den Aufnahmen hatten 4/3 de Trio sich getrennt. Geschockt über den Tod ihres Freundes machten sich Guillaume Fenoy (g, voc), Sébastien Gramond (key, g), Romain Gayral (b) und Raphaël Cartellier (Sohn!?) dann doch an die Arbeit, die Songs zu realisieren. Jetzt, 2004, ist es endlich so weit. Musea veröffentlichen das 2. Album der Grenobler Band.
4/3 de Trio erinnern mich an TAAL, überhaupt an die französische Schule des Progressive Rock. Hier gibt es keine altbekannten Arrangements, keine gewöhnlichen symphonischen Strukturen, sondern ein ausgeklügeltes Arrangement verflixt guter Ideen. Die wahrhaft komplexen Songs haben stets einen leichten Hang zum Jazzrock, und stehen mit einem Fuß im Erbe von King Crimson, der andere Fuß setzt sich in das Erbe des Old School Progressive Rock, ein Hauch der Musik von Atoll schwebt aus den Boxen (wenn 4/3 de Trio auch größtenteils instrumental arbeiten), zudem hat die Band eine kuriose Düsternis ausgearbeitet, wie sie ansonsten den skandinavischen Bands geläufig ist.
Die Kompositionen sind hervorragend. Äußerst lebhaft, mit nachvollziehbarer Melodik, die Band spielt sich die Finger mit kraftvoller Virtuosität wund. Komponiert haben Gitarrist Guillaume Fenoy und Bassist Romain Gayral, ein Stück Keyboarder Sébastien Gramond. Die Keyboards haben nicht das Hauptgewicht zu tragen, vielmehr ist es ein sehr abwechslungsreiches Geschehen, in dem Tasten und Saiten sich hervorragend ergänzen und eher die Saiten kraftvoll überwiegen. Mal sind Celli als Gäste geladen, mal Bläser, um die Songs mit der Erweiterung des Soundbildes zu bereichern. Die Muse hat diese Musiker tief berührt, die große Inspiration ist bis in den letzten Ton zu spüren. Gelassenheit und Erregung, harter Rock und melancholische Epik verschmelzen zu idealtypischer Grandiosität. Warum nur muss sich eine solche Band auflösen wollen? Hoffentlich gehen die einzelnen Musiker der Szene nicht verloren, da ist großes Potential, das es zu entwickeln gilt! Im Gegensatz zu Mirage sind die Minuten der Songs, wovon jedes Stück einige hat (bis zu 16 in "Kossmokardak") keine Langeweile, sondern durchstrukturierte, lebendig entwickelte, vitale Musik, nicht eine Sekunde ist zuviel. Im Gegenteil, davon bitte mehr. Mehr!
Als Bonustracks sind zwei Songs angehängt, die Didier Pégeron allein eingespielt hat. Der Schlagzeuger hat hier Gitarre gespielt und den Rhythmus programmiert. Was für 2 Stücke! Mit Dider Pégeron ist eine große Begabung gestorben. Wie ungerecht die Welt ist. Da muss man solche Idioten wie George Bush, islamische Fundamentalisten und bescheuerte Nachbarn ertragen und ein junger, begnadeter Musiker stirbt auf der Straße! Didier, verdammt, verdammt…
Die beiden Songs sind tief von King Crimson inspiriert. Klar, Sound und Arrangement sind rau, aber um wie viel vitaler! Das ist die Punk-Variante genialen Progressive Rocks. Göttlich bis in die Wurzel, verschroben, eigenwillig und schön hart. Diese CD ist ein absolutes Muss. Discus und Ahvak haben Konkurrenz bekommen. Die drei besten Platten des Jahres stehen schon fest. Danke für diese CD!!!

musearecords.com
VM



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