1349 „Massive Cauldron Of Chaos“ (Indie / Soulfood 2014)


Prima Schlangenzunge hat das Wort; er keift in Gestalt von Ravn derart giftig ins Mikro, dass in meinem oberen Rückenbereich sämtliche Nackenhaare anfangen wie wild zu bangen und ich auf diese Weise zur ersten Gorgone männlichen Geschlechts werde – schwarz macht in der Tat Schlang. Frost trommelt sich derweil einen Wolf und Archaon (Gitarre) sowie Seidemann (Bass) lassen mit ihren klinisch-kalten Rotor-Riffs und malignen Bass-Pumperln eine Eiseskälte im Operations-Saal des Schreckens entstehen. Allerdings verstehen sie es trotz oder gerade wegen dieses Blutindenaderngefrierprozesses auf dem metallenen Amboss mittels gesteigerter Schlagzahl ein knisterndes Feuer zu entfachen – eisig-heiß glüht der gehärtete Stahl! Schnell sind sie, im gesetzten Alter (Ü40) angekommen, geworden. 1349 verschwarzwursteln viele Einflüsse aus dem Metal-Bereich und sind doch sich selbst treu geblieben. Ihre Texte zeugen davon, dass Black Metal als Lebensgefühl durchaus als System-Kritik verstanden werden kann, doch lässt sich wahre Selbst-Verwirklichung am ehesten erreichen, indem man sich des Ausspruchs von Jesus „Ihr seid Götter“ erinnert und mit allen Konsequenzen nach dieser Maxime zu leben versucht, um wie ein Wassertropfen im Ozean aufzugehen, anstatt sich selbstverliebt dem Slogan „Ihr seid Teufel“ zu verschreiben und einem ungezügelten Mix aus Hedonismus und ethischem Solipsismus zu fröhnen, der letzten Endes in einer Selbst-Zerstörung mündet. Der Satanismus als Philosophie gibt vor durch die sogenannte Selbst-Vergottung eine Bewusstseinsentwicklung zu initiieren und erweckt damit den Eindruck, im Grundsatz nicht weit vom Ausspruch „Ihr seid Götter“ entfernt zu sein. Hier spricht die Schlange wieder einmal mit gespaltener Zunge, denn mit zunehmender Bewusstseinsentwicklung muss unweigerlich eine gesteigerte Übernahme von Verantwortung einhergehen. Es gibt keine Freiheit ohne Verantwortung; wer etwas anderes behauptet, lügt!!! (= DAS PRINZIP DER SCHLANGE) Lässt man sich mit negativen Kräften ein, hat man letzten Endes sein Leben verwirkt, auch wenn dies so manchem erst mit dem Tod des physischen Körpers bewusst werden wird. Vor allem durch ernsthaft praktizierten Satanismus arbeitet man dem System, das man bekämpfen möchte sowie den dahinter stehenden Kräften in die Hände. Wer dem Chaos dient, wird im Chaos, das sich auch als Zustand geistiger Umnachtung darstellen kann, untergehen. Bewusstsein bedingt Ordnung; eine solche Ordnung entsteht zwar prinzipiell aus dem Chaos, wer aber die Ordnung „auflösen“ und die Welt ins Chaos stürzen möchte, hat unzweifelhaft andere Absichten. Der Leitspruch der Freimaurer „ordo ab chao“ klingt gut, wenn aber zwecks Schaffung einer neuen Ordnung zunächst ein Chaos in Form von maximaler Entropie erzeugt werden soll, ist dies höchst verdächtig. Wer maßt sich auf welcher Argumentationsgrundlage an, darüber befinden zu wollen, dass die tradierte Ordnung (Werte wie Familie, Ehe etc.) schlecht ist und solcherart dringend zerstört werden muss, um einer „besseren“ Ordnung Platz zu machen? Die hinduistische Trimurti (Brahma – Vishnu – Shiva) ist zwar unter anderem Sinnbild für einen steten Wandlungsprozess (panta rhei), stellt sich als solcher aber in einer permanenten Umordnung und nicht etwa in einer plötzlich auftretenden Unordnung dar.

legion1349.com
Frank Bender



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