ZZ TOP "Fandango!" "Tres Hombres" (Warner Bros. 2006)

Für die einen diese beiden ZZ TOP Klassiker die Topalben der Band schlechthin, für die anderen gehören sie einfach zu den "guten" Alben der Boogierocker. Und endlich kann man dem grandios abflitzenden Schwermetallgestirn auch entspannt auf CD lauschen, ohne sich darüber zu ärgern, dass der Rhythmus kaputtgemacht wurde.
Alle vorherigen CD-Auflagen der Platten können in den gelben Sack, selbst die dämliche 3-CD-Box, auf der die Klassiker der Band enthalten sind. Denn die Erstveröffentlichungen der frühen ZZ TOP CDs haben allesamt diesen klinischen "angetriggerten" und auf Pop getrimmten Schlagzeugsound, der für die Releases in den späten 80ern im Studio über die originalen Schlagzeugspuren gemischt worden war. Jetzt gibt es erstmals auf CD den Sound, wie er original auf den Vinyl-Platten zu hören war, nicht nur das, die CDs sind digital remastert worden, der fette, komplex und differenziert gespielte Schlagzeugsound lebt auf den beiden CDs ungemein auf. Die Songs grooven, rocken und schwelgen im Whiskeysumpf, wie nur auf den originalen LP-Pressungen. Der Klang der Aufnahmen ist transparenter und druckvoller als je zuvor. Dazu gibt es jeweils drei bisher nicht veröffentlichte Live-Songs als Bonus.
Die erste LP-Seite von "Fandango!" mit dem langen Boogie-Medley war soundmäßig noch nie gut, hier jedoch kann man den 3 Tracks gut zuhören. Selbst die Bonusstücke "Heard it on the X", "Jailhouse Rock" und "Tush", im besseren Bootlegsound, sind ohne Anstrengung genießbar. Doch das Highlight auf "Fandango!" ist die einstmalige zweite LP-Seite. Vor allem das illustre "Blue Jean Blues" und das süffig-rasante "Heard it on the X" gehen runter wie Southern Comfort. Aber auch die Auferstehung von "Balinese", "Nasty Dogs A Funky Kings", das coole "Mexican Blackbird" sowie der Heavy-Stampfer "Tush" kann gefeiert werden. Die Bonustracks bringen es zusammen auf etwas mehr als achteinhalb Minuten, so dass die CD länger als 40 Minuten ist.
Ebenso positiv ist das Reissue von "Tres Hombres" gelungen. Samt den drei Bonusstücken kommt die CD auf 45 Minuten, immerhin. Die ganz harten ZZ TOP Fans meinten damals, dass "Hot, Blue And Righteous" schon Popelemente trage, das waren noch Grabenkämpfe! Keiner kann jedoch am Doppeltrack "Waitin' For The Bus" + "Jesus Just Left Chicago" vorbei. (Vor allem das Ende des ersten und der Beginn des zweiten Songs brachte die Fans zum Entzücken!)
Auch "Tres Hombres" präsentiert sich auf seiner 2. LP-Seite als Goldstück. Nach dem Kracher "Move Me On Down The Line" folgt das schwere "Precious And Grace" und schließlich das geniale "La Grange", das, erst einmal auf Vollgas, das Auditorium zum zwanghaften Mähneschütteln verurteilte. (Und die Bruchbuden, in denen damals die Parties mit ZZ TOP & Co stattfanden, sind seltsamer Weise nicht eingestürzt…) Das knochentrockene "Shiek" und das lässige "Have You Heard?" beendeten eine prächtige Platte, deren Auferstehung mit Live-Versionen vom Doppel-Opener und "La Grange" seine perfekte Abrundung erfährt.
Im Booklet gibt es die Story der Band, technische Daten und Bilder von der Band. Da hilft nur eins, das alte CD-Zeug entsorgen und endlich wieder ganz ohne Ärger genießen. So klangen ZZ TOP, bevor sie zu großen Disko-Stars wurden. Boogie Könige eben.

zztop.com
VM



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