Zone Six/Vespero "The Split Thing" (Transubstans Records, 18.04.2012)

Hier und da passiert es, dass aus Weltraumweiten zur Erde gereiste und in Schweden gelandete, dort in irdischen Dingen ausgebildete Alienmusiker in alle Welt reisen, sich alles anzuschauen und -hören, was der blaue Planet so zu bieten hat. Einige haben Pech und kommen nach Deutschland. Da ist mit Rockmusik nicht viel los, jedenfalls nicht im prozentualen Vergleich zu Schweden. Die Teutonen wissen Häuser zu bauen, Panzer anzufertigen und Medikamente zu mischen, und so allerlei sachlich fachliches Zeug mehr anzufertigen, aber in künstlerischen Dingen sind sie überwiegend stockdoof und inspirationsleer. Bis auf die großartigen Ausnahmen, wovon es zum Glück einige gibt. Andere Aliens gelangen nach Russland und sehen zu, wie da Journalisten abgeknallt werden, so ein bisschen Diktatur gespielt und das Volk von A bis Z verarscht (mit Verlaub), dafür gut mit Wodka versorgt wird. Und wenn die in irdischen Erfahrungsdingen reisenden Außerirdischen nicht ganz Pech haben, entdecken sie (in beiden Staaten - wie andernorts) das seltene Musikervolk, das inspirierter, begabter und geübter ist als der überwiegende Superstar- und sonstige Abschaum, setzt sich mit seinem Instrumentarium zwischen die Stühle und steigt in die unendlichen Improvisationen ein, die dann plötzlich auf dieser CD zu finden sind.
Zone Six (Germanen) und Vespero (Russen) telefonierten, trafen sich mitsamt den Alien-Brothers aus dem Schweden-Pool und stiefelten in vier Songs, packten alles rein, was ihrer Meinung nach reingehörte, verschweißte sie und - Voilá! - da ist "The Split Thing". Neben zwei bis auf 7 Minuten aufgebaute Tracks und einem Neunminüter pachtet vor allem das 24:09 Minuten starke und hochempfindliche Spacerock-Psychedelic-Melancholie-Monster "Babapapatantramantra" die Intensität triefender Schwermut. Klingt manchmal wie tonaler Krieg, heute ist's nur Spaß, beziehungsweise Musik, die machen es besser als ihre Großväter. Und doch ist da Leidenschaft und Intensität. Der episch in sich pulsierende Mahlstein wiegt schwer und freut sich über Zuhörer, die sich ganz in ihn hineinversetzen, um die Farbenexplosionen und den Gewitterdonner in aller Ausprägung zu erfahren. Das Spektrum ist monoton und stoisch, darin wabert im Druck der Ereignisse enorm Spannung und Harmonie.

VM



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