Zip Tang "Luminiferous Ether" (Eigenproduktion 2007)

Fängt gut an. Und wird besser. Zip Tang gehen nicht nach Schema F vor, produzieren allgemeinen Symphonic Prog und Aus die Maus. Möglicher Weise ist es ihre Einflusskette, eher aber, neben der instrumentalen Besetzung, in der Keyboards nur eine marginale, eher Saxophon eine bestimmende Rolle spielen, ist es ihre Art, Songs zu komponieren.
Die Kompositionen machen einen sehr guten Eindruck. Mehr als die Einspielung. Was nicht heißt, dass das Chicagoer Quartett Perry Merritt (g, voc), Rick Wolfe (b, voc), Marcus Padgett (key, sax, voc) und Fred Faller (dr) es handwerklich und technisch nicht drauf hätten. Nein, es ist nur nicht ihre Art, ihre Songs extravagant technisch zu spielen. Ihre Spielweise hat Jam-Charakter, rockt schon mal einen Mix aus Allman Brothers und Zappa zusammen, oder stopft Pink Floyd zu Journey. Genannte Bands sind nur etwaige Bilder, wenig der 8 Zip Tang Songs erinnert direkt und konkret an die genannten Bands.
Ein paar Spuren Blues, hier und dort Jazzrockiges, schnoddriger Rock und komplexer Progressive Rock treffen in den hinreißenden Songideen zusammen. Die Arrangements sind leidenschaftlicher als im Progressive Rock üblich, lockerer auch und weniger exakt, was einen verblüffend angenehmen Eindruck macht. Das Saxophon röhrt und rotzt schön süffig, in zarten Momenten ist es jedoch etwas zu schwülstig unterwegs, davon gibt's zum Glück nur wenig. Am besten klingt es, wenn die Combo heftig rockt. Der Schlagzeuger, ein guter Handwerker, kein ausgefeilter Techniker, aber guter Handwerker, hat einen Sinn fürs Schnöde, Bullige, gibt den Songs damit einen dreckigen Ausdruck, der in der Art selten ist.
Die ersten 4 Songs sind wahrhaft gut, die 4 folgenden sind besser. Die Ideen sind einfach überzeugender, zudem scheint die Band daran mehr gefeilt zu haben. Vermutlich würde, nur mal so ganz nebenbei bemerkt, eine Band wie Yes Klassiker aus diesen exzellenten Kompositionen gemacht haben. Sorry, Zip Tang, schon OK, ihr seid in Ordnung! Und eure Songs erst!!!
Damit die CD nicht bei 46 Minuten aufhört, hat sich die Truppe noch auf einen Klassiker geschmissen und spielt 18 Minuten lang "Tarkus" von Emerson, Lake & Palmer. Das Stück macht Sinn, zwar kommt das Original fast in jedem Ton durch, aber die unterschiedliche Instrumentierung mit führender Gitarre und dieser schnoddrigen Einspielung gibt dem Longtrack ganz neue Klangfarben. Fetzt, hätte ich früher dazu gesagt. Sag ich auch heute. Und cooles Cover!

ziptang.net
justforkicks.de
VM



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