FRANK ZAPPA "Imaginary Diseases" (Zappa Records 2006)

Diese exquisite Zusammenstellung von sieben Liveaufnahmen des PETIT WAZOO-Ensembles unter Frank Zappa aus dem Jahr 72 ist der totale Volltreffer und ich kann meine Begeisterung darüber kaum in Worte fassen, denn hier erfüllt sich für mich all das, was ich mir jahrelang zu dieser Formation schon immer ausgemalt hatte. Eine derart gute Performance hätte ich trotzdem niemals wirklich erwartet, aber hier ist sie nun!!! Auch wenn mir in der Vergangenheit durch einige Bootlegs durchaus genügend Material zu Ohren gekommen ist, so übersteigt die musikalische Qualität dieser Mitschnitte alle Big Band-Aufnahmen, die ich bisher gehört habe. Die Spielwut ist unglaublich und spätestens ab dem fünften Titel - dem "D.C. Boogie" - beginnt der "geneigte Hörer" zu fliegen, denn Zappa jagt uns mit seiner Gitarre einen Gänsehautschauer nach dem anderen über den Rücken und die Dynamik der Musik ist einfach atemberaubend. Leider, leider wird der Song ausgeblendet, was bestimmt irgendwelche bandtechnischen Gründe hat. Schade. Aber schon der nächste Song - das Titelstück "Imaginary Diseases" - entschädigt uns voll und ganz mit halsbrecherischer Gitarrenkunst und wundervoll punktierter Bläserarbeit durch die fantastisch agierende Blechsektion. Das sind 9 Minuten furioser Big Band Jazz, der in das CD-Finale ("Montreal") überleitet: Ein cooler und typischer MOTHERS-Grundbeat, auf dem Zappa mit seiner Gitarre tanzt und wo deutlicher denn je wird, was zappaesker Jazz bedeutet. Es kann heutzutage noch so gute Big Bands auf Erden geben, aber wenn es darum geht, Zappas Musik umzusetzen, dann fällt das große Manko eines entsprechenden Gitarristen immer wieder auf das ganze Orchester zurück, denn wirklich lebendig wird Zappas Big Band Sound halt einfach nur durch seine unnachahmliche Art und Weise, mit der Band zu spielen und immer wieder das entscheidende Pünktchen auf dem "I" zu sein. Diese CD ist nicht nur ein Muss für alle Zappa-Fans, sondern auch für alle Jazz-Liebhaber im Algemeinen. Ich hoffe, dass durch diese Veröffentlichung allen Ignoranten unter den selbsternannten Jazzexperten die Augen geöffnet werden und Zappa seinen ihm gebührenden Platz in der"klassischen" Jazzwelt erhält. Selbst beim Cover haben sich die Zappas mal nicht ganz so platt angestellt und verpackten alles sehr ansprechend und kein geringerer als Mr. Steve Vai hat die doch recht persönlichen Linernotes verfasst. Also, es geht doch (Mrs. Zappa und Joe Travers). Nun sollten nur noch die Preise für diese CDs etwas erträglicher werden und wir sind alle zufrieden?

zappa.com
Peter Görs



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