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Xhol "Essen 1970" (Garden of Delights 2009)
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Aus Soul Caravan wurde Xhol Caravan und schließlich Xhol, und mit den Namenswechseln veränderten die Musiker ihren Stil. Am 24.10.1970 spielten Xhol in der Besetzung Tim Belbe (ts, fl), Öcki Brevern (org), Klaus Briest (b) und Skip (dr) auf dem dritten Essener Pop & Blues-Festival in der Gruga-Halle jazzdurchfluteten Psychedelic Jazzrock; avantgardistisch, Soft Machine beeinflusst, frei und improvisativ, intensiv wie in Trance, tief in ihr Spiel versunken. Das Konzert, knapp 50 Minuten lang, ist aus einem Guss, einem Stück, eine einzige verschmolzene Jazzrock-Orgie, heiß kochend, episch und sphärisch, nicht im Ansatz auf gefällige Eingängigkeit oder Songdienlichkeit aus, sondern einzig an der intensivsten, spannendsten, leidenschaftlichsten Ausprägung und Ausschöpfung der Spontankomposition interessiert. Skip rockt in den konkreteren, härteren Passagen kraftvoll und sehr verspielt, komplex und dynamisch, Klaus Briest spinnt den roten Faden, führt die Solisten in die Weite und entwirft die Nachvollziehbarkeit der Magie, ohne nur Background zu sein, sein Part ist exzellent und melodisch versiert, ohne den Mittelpunkt einfangen zu wollen.
Das machen Tim Belbe und Öcki Brevern. Tim Belbe entführt in asiatische Folk-Gefilde und hat den jazzigsten Melodiepart inne. Öcki Brevern macht die Songtiefe lebendig und setzt mit lyrisch-sphärischen Farben zu balladesk verträumter Improvisation an.
Für die CD hat der überlebende Klaus Briest - Tim Belbe und Öcki Brevern sind bereits im Jazzrock-Nirwana, Skip in der Ferne Amerikas verschwunden - das Konzert in 4 Tracks aufgesplittet und den einzelnen Parts Namen gegeben. Dennoch gibt die CD keinen Bruch wieder, die Aufnahme ist aus einem Stück, nur der Minutenzähler fängt viermal neu an. Die Brüche sind gut gewählt, stets an Stellen, in denen Themen ausgeschöpft sind und die Band aus mäandernder Stille neue Aufbrüche anstrebt.
"Essen 1970" hat einen guten Klang. Die knochentrockene Spielweise Skips zieht alle Aufmerksamkeit auf sich, Tim Belbes und Öcki Breverns epische Exegesen verführen Psychedelic-Jazzrock-Freaks zum Träumen, und ohne Klaus Briest wäre das ganze Konzert nichts gewesen, er ist die Mutter der Improvisationen, der rote Faden, das Licht am Wagen.
Die Aufnahme, das Konzert ist eine echte Herausforderung. Nicht ein Quantum Anbiederung an Hörfreundlichkeit, kein schmeichelhaftes Gedöns, keine Leichtigkeit. Fast schon ist der Sound zu gut.
Einst fügte mir just ein schlichtes Radio (mit Kassettenteil) Klänge zu, und Dieserart kam damals besonders gut an, stundenlang konnte dieses versponnen endlose Zeug durch meine damalige Bude ziehen, derweil ich auf dem harten Stuhl saß und zum einzigen Fenster davor rausblickte. Ist lange her, war gut. Heute ist's auch gut.
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VM
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