Der jüngste Streich der belgischen Jazzrocker The Wrong Object steht unter dem Untertitel "featuring Annie Whitehead and Harry Beckett". Annie Whitehead spielte mit unzähligen Musikern, ihre Posaune hat sie bereits für Robert Wyatt, Penguin Café Orchestra, Working Week, Jah Wobble, Carla Bley und viele mehr ausgepackt. Harry Beckett ist aus der britischen Jazzszene nicht wegzudenken, der Trompeter hat Jazz, Freejazz und Jazzrock in unzähligen Engagements und Bands gespielt, so mit Graham Collier, Charlie Mingus, Mike Westbrook, Ian Carr und John Surman.
In der Vergangenheit hatten The Wrong Object bereits mit Ed Mann (während und nach ihrem Auftritt auf der Zappanale) und Elton Dean (R.I.P.) gespielt, und ihren weiten musikalischen Kosmos, der von hartem progressivem Rock bis zu avantgardistischem Jazz reicht und stets eine Spur des instrumentalen Zappa in sich birgt, vielfältig ausgelebt. Die Band selbst, Michel Delville (g, electr), Fred Delplancq (ts), Jean-Paul Estiévenart (tr), Damien Polard (b, electr), Laurent Delchambre (dr, perc) und Yves Dellicour (ss, bc) samt Gast Frank van der Kooij (bs) haben "Platform One" zu einem illustren Streich werden lassen.
Das geht gleich im ersten Track los, dem "Intruth", wo Delvilles harter Gitarrenanschlag und die Saxophone um die Wette brüllen, dass die Wände dröhnen!
Überhaupt haben die Bläser und Delvilles Gitarre die Oberhand, teilen sich Soli und Improvisationen, nur wenig Spielraum haben Bass, Electronics und Schlagzeug, sich solistisch auszutoben. Whitehead und Beckett sind grandiose Improvisatoren, ihr Spiel ist leicht, komplex, intuitiv, virtuos und von vitaler Spiellust gekennzeichnet. Alle waren ganz bei der Sache und haben einen feinen, mitreißenden und belebten Sound geschaffen, der auf eine vorzügliche Rhythmusbasis bauen kann, die immer wieder in melodischem Spiel aufgeht und den erheblich komplexen Rhythmus wie federleicht, als könne es nicht anders sein, dampfen lässt.
"Platform One" bietet zwei Zappa-Covers, "Big Swifty" und "Filthy Habits", die im Jazzkleid ganz neue Töne ausspucken. Neben der hauptsächlichen Jazzbetonung geht in der bläserunterstützten Instrumentalebene auch vitaler Hardrock ab, Michel Delville nimmt sich nicht zurück und spielt, mal im Zappa-Geist, mal in eigener Intention, exklusive Soli. Dann wird das Arrangement, scheinbar wie nebenbei, rockbetonter, Bläser und Rhythmusfraktion bauen einen fetten Groove auf, was vor allem mit Brass-Frasierungen exzellente, im Bauch vibrierende, voluminöse Tieftöne erzeugt.
Wer The Wrong Object kennt und den kraftvollen, virtuosen Sound mag, kommt auch an "Platform One" nicht vorbei. Neugierigen sei die Band unbedingt empfohlen, auf der Webseite der Band kann man sich mehrere MP3s und Videos runterladen.
Unbedingte Empfehlung!
wrongobject.com
VM
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