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Johnny Winter "Nothin' But The Blues/White, Hot & Blue" (Sony 1977/78, BGO 2007)
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Zwei LPs auf einer CD, digital remastert. Beat Goes On Records hat mit dieser jüngsten Produktion bereits 6 LPs Johnny Winters remastert auf CD aufgelegt, zudem drei LPs seines Bruders Edgar Winter, der bei Johnny immer mal wieder als Gast auftritt, so auch in den 9 Songs der zweiten LP "White, Hot & Blue".
In der zweiten Hälfte der 70er Jahre hatte sich das Klima in der Rockmusik verändert. Die progressive Welle war weitgehend verebbt und übte auf artverwandte Genres wie dem Bluesrock keinen größeren Einfluss mehr aus. So kommt es, dass Johnny Winter auf den beiden LPs, deren 18 Songs hier vereint zu hören sind, erheblich schlichter, eingängiger, am klassischen Blues ausgeprägte Stücke intoniert. Zudem hatte ihn das beständige Lob der Medien zu Anfang des Jahrzehntes zum Heroin gebracht. Er war ein Opfer seiner Popularität geworden und musste wiederholt zum Entzug ins Krankenhaus, aus dem er verändert wieder herauskam.
Seine Spielweise jedoch war nicht verändert. Wie kein anderer bediente Johnny Winter, der auf "Nothin' But The Blues" nicht nur von Veteranen wie Muddy Waters, James Cotton und Pinetop Perkins, sondern gleich von der kompletten Muddy Waters Band begleitet wurde, seine akustische, aus einem Metallkorpus bestehende Gitarre. Ebenso war und blieb er ein Meister auf der elektrischen Gitarre, sein Spiel ließ die Töne purzeln, singen, fließen und wie aus einem Wasserfall stürzen. Zudem hatte (und hat) der fast blinde Musiker diese raue, harte Markenzeichen-Stimme, die den Gesang eher kratzig schreiend denn singend zu Gehör brachte (und bringt). Egal, was er veröffentlichte, wo er Konzerte gab, stets hatte er großen Erfolg. Zu Recht. Johnny Winter ist ein Aushängeschild des weißen Blues, der mit intensiver Hingabe sich ganz und gar verausgabt. Die Band begleitet Johnny Winter auf "Nothin' But The Blues" wie auf "White, Hot & Blue" dezenter, einfacher und nicht mehr wie in den frühen 70ern an hartem Rock'n'Roll orientiert. Die Stücke leben ganz von Winters Gesang und Gitarrenspiel, selbst der Gesang von Muddy Waters, das Piano von Pinetop Perkins und die Mundharmonika von James Cotton sind nur Begleiterscheinungen des omnipräsenten, alles in den Schatten stellenden Johnny Winter.
Die jeweils 9 Songs stammen in der Überzahl von Winter selbst, nur "Walking Thru The Park", letzter Track des ersten Albums, stammt vom Altmeister McKinley Morganfield aka Muddy Waters.
Die 9 Songs des 1978er Albums wirken rockbetonter, was gewiss an der Besetzung liegt, die Winter selbst formiert hatte. Die akustischen Stücke scheinen in einer Western-Kneipe aufgenommen worden zu sein, der Sound ist einmalig und himmlisch verschroben. In den Bluesrockern, die herzhaft krachen, lässt der Meister seine Gitarre singen, dass die Töne einzigartig und pausenlos aus den Saiten purzeln. Wahrhaft grandios! Empfehlung!
VM
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