Edgar Winter Group "They Only Come Out At Night"/"Shock Treatment" (Gott Discs 2007)
Der kleine Bruder des Bluesrock-Gitarristen-Gottes Johnny Winter hatte anfänglich zu tun, aus dem großen Schatten des Überbruders zu treten. Seine ersten Alben veröffentlichte er 1970 bis 1972 mit seiner Band White Trash, die er daraufhin auslöste, um die Edgar Winter Group zu gründen, die sich im Unterschied zu White Trash, die progressiven Heavy Soul Rock gespielt hatte, eingängigem Heavy Rock widmete. Das gelang dem Albino auf Anhieb. Seine Alben "They Only Come Out At Night" und "Shock Treatment", die hier auf einer CD gesammelt sind, wurden vergoldet. Knackige Rocker wie "When it comes" oder "Rock'n'Roll Boogie Woogie Blues" lösen sich mit liedhaften, schlichten Liedchen ab. Übersong auf "They Only Come Out At Night" ist das abschließende "Frankenstein", Rockgeschichte forever. Vielen Rockfans wird gewiss nicht bewusst sein, dass der Anti-Star Edgar Winter für den Song steht, gehört hat ihn aber jeder schon einmal, ob in der Disko, im Radio oder der Werbung. Mit "Frankenstein" verdient Edgar Winter noch heute gutes Geld, was auch notwendig ist, denn der kommerzielle Erfolg blieb nach den erfolgreichen 70ern weitgehend aus, so dass Edgar Winter sich bei seinem Bruder verdingte und auf dessen diversen Platten zu hören ist.
"They Only Come Out At Night", 1972 veröffentlicht, ist ein eingängiges Teenie-Rock-Album, für das Edgar Winter sich die langen Haare und den Bart abnahm und in Glitzerfetzen steckte. Seine Mitstreiter Chuck Ruff, Ronnie Montrose und Dan Hartman, die auch mal für Johnny aktiv wurden, machten im Glitzerpop später Hardrock-Karrieren. Die Mischung aus liedhaftem, Country inspiriertem Hardrock, leidenschaftlichem Blues, harmonischen Chorgesängen und harten Rockern mit seichten Texten brachte der Band sofortigen Erfolg ein. Wenn auf "Shock Treatment" ein Überhit wie "Frankenstein" auch fehlte, tat das dem Erfolg der Band keinen Abbruch. Das heavy Funkstück "Do Like Me" und die Rocker "Some Kinda Animal", "Queen Of My Dreams" und "Animal" reichten neben den unzählbaren Shows aus, die Band mit Erfolg zu überhäufen. Dabei war die Qualität der Musik eher mäßig. Die hier genannten Songs überzeugen durch ihre exzellenten Arrangements und die Kürze der harten Tracks. Die weiteren Songs des Albums sind eher bieder und kitschig und werden dem ersten Album nicht gerecht. Ronnie Montrose, der vor der Zusammenarbeit mit Edgar Winter für Van Morrison und Herbie Hancock gearbeitet hatte, stieg aus und gründete Montrose, Edgar Winter spielte mit wechselnden Besetzungen weitere Platten ein. Dan Hartmann, der einige Songs für beide LPs geschrieben hatte, ging später solo und wurde mit schmalzigen Popsongs berühmt.
Die beiden LPs, hier auf einer CD in 76 Minuten vereint, sind von den Masterbändern remastert worden. Nicht nur wegen "Frankenstein" ist die Produktion, in deren Booklet die Story des Musikers Edgar Winter ansatzweise nachzulesen ist, empfehlenswert.

VM



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