Wet Willie "Keep On Smilin'/Dixie Rock" (Capricorn 1974/75, Gott Discs 2005)

Die ersten zarten Wurzeln der Band sind 1969 in Mobile, Alabama, USA, zu finden. Damals gaben Jimmy Hall (voc, sax, blues harp), Jack Hall (b, banjo), Ricky Hirsch (g, mand), John Anthony (key) und Lewis Ross (dr) unter dem Namen Fox hin und wieder Blueskonzerte.
Die Southern Rocker Wet Willie, wie sie bald darauf hießen, hatten einen eigenen Stil. Ihr leichter Bluesrock hatte viel Funk, traditionellen Soul und Gospel, durch die Stimmen der Williettes, Ella Avery und Donny Hall, leidenschaftlich transportiert. Country, eine Spur Jazz, R&B sind ebenso in ihren Songs zu finden. Zudem zog die Band starke Einflüsse aus Aufnahmen der Labels Stax und Volt Records, oder früherer Veröffentlichungen aus Specialty und Vee-Jay. So ist der Geist von Otis Redding und Little Richard, diese seltene Mischung aus Rock'n'roll und Gospel in vielen ihrer Songs zu finden.
Nach drei Studioalben und einer Liveplatte spielten Wet Willie unter Leitung des Produzenten Tom Dowd (u.a. Ray Charles, Allman Brothers Band) "Keep On Smilin'" 1974 ein.
Die 10 Songs wurden unter Anleitung des begnadeten Produzenten Dowd frischer, lebhafter und dynamischer als alles, was Wet Willie zuvor eingespielt hatten.
Da ist der flotte Titeltrack, oder "Soul Sister", der in seiner Mischung aus Funk und Rock die aufkommende Diskowelle anheizte. Sehr interessant auch das forsche "In Our Hearts", das als Jazzrock light gut abgeht. Gospel und Rock'n'roll fanden in einer sehr ländlichen, folkloristischen Art zueinander. Das klingt einerseits sehr konservativ und naiv, auf der anderen Seite frisch und unverbraucht.
"Keep On Smilin'" brachte Wet Willie dann auch viel Publicity ein, plötzlich hatte die bis dato eher unbekannte Band einen Namen und stürzte sich in Konzerttourneen.
1975 wurde "Dixie Rock" veröffentlicht, wieder mit Produzent Dowd eingespielt. "Dixie Rock" ist seinem Vorgänger stilistisch sehr ähnlich. Die Stimme von Jimmy Hall hat wieder diesen Eric Burdon - Klang; Blues, Funk und Gospel gehen diese erfrischende Mischung ein. Kein Song rockt hart, Wet Willie mochten es gemütlich. Vielleicht mit der Ausnahme des Boogie Rockers "Mama Didn't Raise No Fool", der das gospeltypische Wechselspiel Gesang - Antwortgesang härter angeht.
Die Songs 17 bis 20 der CD sind etwas Besonderes. "Jailhouse Moan" ist ein melancholischer Bluegrass, der im vokalen Gospel "He Set Me Free" überraschend lebhaft und mitreißend aufgeht. Toller Chorgesang, das geht unter die Haut! "Leona" darauf wirkt wie die Verballhornung des eben gerade noch angestimmten christlichen Lobliedes. Da ging es von der Kirche in die Kneipe, es riecht nach Whisky und die Mädchen sind leicht bekleidet. Himmel und Hölle sind sich hier ganz nah. "Take It To The Music", der letzte Track von "Dixie Rock" und der CD, ist ein netter Poprocksong, typisch US-amerikanisch, mit einem nostalgischen Hauch Melancholie.
Die beiden remasterten LPs machen 76 Minuten voll und sind nun, gemeinsam auf einer CD, wieder veröffentlicht worden. Im Booklet kann man die Story der Band nachvollziehen. Wet Willie waren und blieben bis zu ihrem Aus (zu Beginn der 80er) eine Ausnahme im von Gitarren und Hardrock dominierten Southern Rock. Das lässt sich hier im perfekten Sound gut nachvollziehen.

VM



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