The Web "Theraphosa Blondi" (Deram 1970, Esoteric Recordings 2008)

Nachdem Esoteric Recordings das Nachfolgealbum "I Spider" sowie das einzige Album der aus The Web erwachsenden Band Samurai ("Samurai") auf CD wieder veröffentlicht hat, folgt nun die zweite Produktion der britischen Band, die 1968 als John L. Watson and The Web begann, Soulpop zu spielen. Der schwarze Sänger Watson hat eine Stimme mit starkem Timbre, das er in den relativ konservativen Texten auch auf "Theraphosa Blondi" einsetzt. Mit den progressiven Kompositionen, die nach dem Wechsel von Dave Lawson gegen Watson kurz nach Erscheinen dieser Platte 1970 einsetzten, haben diese Songs nur instrumental zu tun. Es gibt gute Instrumentalparts, in denen das hart und akzentuiert gespielte Vibraphon mit Bläsern und Gitarre unisono krasse rhythmische Extravaganzen aufführt. Das Cream-Cover "Sunshine of Your Love" klingt im Original viel weniger progressiv und jazzig, erstaunlicher Weise hält sich Watson mit seinem Soul-typischen Gesang zurück und probiert sich als Rocksänger. Keine Frage jedoch, mit der dunklen Stimme von Lawson ist er nicht im Ansatz zu vergleichen.
Die Instrumentalparts kommen dem nahe, was The Web auf "I Spider" entwarfen. Zwar hatte Dave Lawson sämtliche Songs des Nachfolgealbums komponiert, Arrangements und Spielweise waren gewiss jedoch in der gesamten Band ausgearbeitet worden.
"Theraphosa Blondi" hat jedoch längst nicht die progressive Qualität ihres Follow-Ups. Da sei nur die Kitschschmonzette "'Til I Come Home Again Once More" zu nennen, ein schrecklicher Schlager mit Streichern, der ganz auf Watsons Soulgesang zugeschnitten ist. Die Seuche!
Die ehemalige LP-Seite zwei lässt insgesamt etwas nach, zwar sind auch hier Vibraphon und Bläser mit der Gitarre partiell unisono unterwegs, rasante Instrumentalflächen zu intonieren. Aber weitaus weniger als in den beiden ersten Tracks auf LP-Seite eins. Die beiden Bonustracks, in einer BBC-Session eingespielt, klingen nach Endsechziger Filmmusik; Beat, Jazz und Pop mit Saxophon als Mittelpunkt laden zum Tanzen und Schunkeln ein. "Newspecs" ist das flottere und jazzigere Thema, das auf einem enorm vitalen Rhythmus wie ein Steinbock springt und nicht zur Ruhe kommt. Nicht weniger als nett.
"I Spider" und "Samurai" sind die empfehlenswerten Alben, wer von dem Sound der Band nicht genug bekommen kann, wird auch auf "Theraphosa Blondi" verflixt komplizierte Instrumentarbeit finden.

esotericrecordings.com
VM



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