Wazoo "Wazoo" (1970/World In Sound 2006)

George Katsakis (sax, back-voc), Bocky (lead-voc, perc), John Frega (b, back-voc), Vince Scalabrino (dr, back-voc), Jim Finnan (key, tr, ce, back-voc) und Felix (g, lead-voc) waren 1970 Wazoo. Die Band spielte abgefahrenen und reichlich freakigen Psychedelic Rock der knackig rockenden, komplexen Art. Die Jungs stammten, so steht es im Booklet und wir wollen das gern glauben, von Oozam, sie sprechen nur Oozam und spielen Cozmic Muzmic. Sie müssen damals jedoch schon eine Weile auf der Erde gewesen sein und tatsächlich erinnert sich George Katsakis im Booklet, zum Ende der 60er in Kalifornien mit einer Band aus Detroit, die "United Sound" hieß, 50er und 60er Pop und Soul gespielt zu haben. Später dann kamen die kosmischen Einflüsse durch und in Novi, Michigan, schwörte sich die Band auf die reichlich schrägen Songs ein, ließ in "Slip On" das Schlagzeug mächtig heavy und extrem schnell krachen, wühlte sich im 11-minütigen "The Way I See It" durch sphärische Psychedelic Sounds, die von verhallter Gitarre, Saxophon, Bass und Keyboards illustriert werden und vom verhaltenen Gesang ins Endlose getrieben werden, bis Gitarre und Saxophon die Struktur mit heftigem Spiel auflösen und ein spaciges Mittelteil wabernde Psychedelic Sounds illuminieren. Was die da treiben, wird immer wilder, von der Orgel aufgenommen und wie ein Mantra noch lange weiter transportiert.
"Sleep On" stolpert in seiner simplen Struktur fast über sich selbst, als würden die kleinen Brüder von Steppenwolf die Instrumente ihrer Großen testen, das Stück klingt bald wie eine Steely Dan Nummer und hat in den tollen Chorarrangements was von Crosby, Stills & Nash. Im einminütigen "Concert" spinnen die Finnen reichlich herum; allein, das Cello macht neben den vielen bedröhnten Stimmen eine gute Figur. Mit dem Cello beginnt auch die folgende Space Rock Nummer "Arnie Funny Far Fackor", das experimentelle Stück blubbert und rauscht aus den Boxen, als kündige ein kosmischer Indianerstamm dem anderen an, wo die mondsüchtigen Büffelherden grasen. Das bleibt auch so.
Viel weniger abgedreht ist der rockstrukturierte, harte "BH Man" (was dachten die, als sie dem Song diesen Namen gaben?!) in seinen bald 10 Minuten auch nicht. Zwar klingen die Instrumente hier wie gewohnt und vor allem die Gitarre nutzt die Zeit, sich mit plärrigem Klang voll auszutoben. Aber das minimalistische Arrangement, das seine Spannung aus treibendem Rock mit hartem Sologesang und sphärisch-verhaltenem Chorgesang auslebt, lässt manche eigenwillige, schräge Idee zu. Zudem ist das knochentrockene, geradezu perfekte Schlagzeugspiel sehr gehackt eingebracht, die Note klingt nervös-aufgedreht und im gleichen Moment verhalten und bedröhnt. Waren da illegale Substanzen in den Gedanken der Musiker?
Auch "Grand Ol' Land" entspannt in seinen 7 Minuten zum Ende nicht wirklich. Das Stück klingt wie ein schräg verrockter Folksong, der mal wieder vollkommen aus der Spur läuft und diese Wahnsinnssounds zulässt, die zu denken geben, das Universum könnte glatt vollkommen verrückt und stoned sein! Gerade in diesem Stück kann alles passieren, zappaesker Gesang, zarte Lyrik, schräge Rockstruktur, Folk, Heavy Rock und wieder das freakig psychedelisch total abgefahrene Durcheinander, in dem Saxophon, Gitarre und Keyboards sich nach Herzenslust austoben.
"Wazoo" ist ein Album für Psychedelic Liebhaber, ein exzellenter Liebesknochen, an dem man viel zu nagen hat, der aber immer wieder wohl schmeckt. Der zutreffendste Begriff ist hier schlicht "schräg" - wer Mut und Lust auf wilde, authentische Musik aus der "guten alten Zeit" hat, darf einen wohl unterhaltenden Zwischenstopp einlegen. Tipp!

worldinsound.com
VM




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