The Watch "Primitive" (Eigenproduktion 2007)

Eines der traumatischsten Erlebnisse des Progressive Rock, und davon gibt es einige, dazu zählen Totschweigen, Verleugnen, Hass und aggressive Ablehnung, war das erst langsame Vergehen und schließliche Dahinscheiden der britischen Band Genesis. Man könnte eine große Armee nur allein mit den Musikern aufstellen, die im Geiste der Briten aktiv wurden, sich beeinflussen ließen, ihre ganze Kreativität dahingehend kanalisierten, viel Energie und Geld darein steckten, sich dem Einfluss zu widmen, sich ihm ganz auszusetzen und in seiner Idee aktiv zu werden. Wie viele Platten und CDs gibt es, die gern wie Genesis klingen möchten? Wie viele Musiker, die nur davon träumen, auch einmal ein Album in dieser Spielart zu komponieren, einzuspielen und damit in den erleuchteten Kreis derer zu geraten, die nicht nur Adepten und Eleven sind, sondern in der Hierarchie des Progressive Rock weiter oben stehen, ihren Lehrern und Göttern näher kommen und vielleicht sogar, sollten sie so gut sein?, in Berührung…, aber nein, das ist zu gewagt, ich Wurm, brechen ihre Wunschträume abrupt ab.
Um wie viel größer ist die Armee der gemeinen Fans, die stapelweise CDs in ihrem trauten Heim horten und alles ist nur eine Variante von "Selling England By The Pound"?!? Die großen Plattenfirmen, die Welt des Musikbusiness, die große Geldhure, haben das Potential des symphonischen Progressive Rock komplett verkannt - da sollte mal einer dieser Manager bei einem Progressive Rock Festival an den CD-Ständen beobachten, was dort weggeschleppt wird! Geld bedeutet dem geneigten Progressive Rock Fan nur die Menge an CDs, die dafür erhältlich ist. Und aus.
Aber ach, was! Progressive Rock tummelt sich in den Abwasserkanälen und ist doch dick und fett, speit Bands um Bands und CDs um CDs aus. Bringt grandiose und aberwitzige Produktionen Monat für Monat hervor, dass die Fans erstaunt sind, welchen Wagemut man intonieren kann, welch Langeweile, wie "progressiv" und wie "konservativ" man im Kopf sein kann, wenn unterschiedliche Denkarten übereinstimmend die Festplatten formatiert haben. Genug.
Die Italiener The Watch spielen gewiss nicht nur Progressive Rock, weil die Stimmbänder ihres Sängers wie die von Peter Gabriel klingen. Sie zeigen eine große Vorliebe und kreative Hingabe an das Genre, lassen ihr neuestes Werk "Primitive" endlich mal eigenständiger klingen und nehmen sich heraus, ein schönes, vitales Symphonic-Werk für Fans zu kreieren. 47 Minuten auf 7 Songs verteilt, gehen ganz im Geiste Genesis auf, der frühen Genesis selbstverständlich. Nicht Abacab, sondern Nursery Cryme. Logischer Weise ist die Band darin nicht so gut wie das Vorbild, sonst wäre das Vorbild schon lange nicht mehr das Vorbild, auch sind die Ideen der Italiener bei weitem nicht so interessant und ausgeklügelt wie die des Vorbildes. So ist das nun mal. Technisch ist das Werk wohl gelungen. Wichtig: Mellotron is on board, Moogs und Synthesizer, und eigentlich kann hier nichts schief gehen. Darum kommt auch eine DVD mit Livematerial neben dieser CD noch 2007 brandneu auf den Markt.

thewatch.it
thewatchmusic.net
justforkicks.de
VM



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