Waniyetula "Iron city" (Garden Of Delights 2006)

Die progressive Frankfurter (am Main) Band Waniyetula hat zu Zeiten ihres Bestehens mehr Pech als Glück gehabt, wenn die Mitglieder das im Nachhinein vielleicht auch nicht so sehen werden. Ihr Bandname wirkte zu fremd (und das Mitte der 70er in der progressiven Zeit mit jeder Menge abgefahrener, schräger Namen!), so dass ihre eigentliche erste LP, 1975 eingespielt und 1978 veröffentlicht, und zwar ohne dass die Musiker davon wussten, von Dieter Dierks umgetauft unter dem Bandnamen Galaxy erschien. Darauf enthalten sind Stücke, die in erheblich längerer Form schon einmal, bereits 1974, im Übungsraum in Studioqualität gespielt und mitgeschnitten wurden - was nun auf dieser CD zu hören ist, unter dem Namen Waniyetula.
Die einzige LP, die Waniyetula unter eigenem Namen je veröffentlichten, war "A Dream Within A Dream", die zwar im bösen Popjahrzehnt, genau 1982, eingespielt und 1983 veröffentlicht wurde, glücklicher Weise aber progressiv und komplex ist.
"Iron city" sammelt das Frühwerk der Band und muss in Waniyetulas Diskographie, obschon erst 2006 veröffentlicht, an den Anfang gerückt werden.
Heinz Kühne (voc, g), Hermann Beckert (b), Thomas Goerdten (dr), Norbert Abels (key) und Richard Kersten (voc, acc-g) haben die 7 Stücke eingespielt. "Lindis Farne" ist eine Liveaufzeichnung aus dem Jahr 1971, was sich nicht nur im Klang niederschlägt. Das Stück ist längst nicht so ausgereift und virtuos komponiert, wie die späteren Tracks. Kersten und Abels waren damals noch nicht in der Band gewesen. Vor allem im Spiel der Gitarre ist eine etwas naive Note zu erkennen, da Stück "schunkelt". Seltsam, aber wahr! Die vier folgenden Tracks aus dem Jahr 1974 sind jeweils über 10 Minuten lang, haben einen guten, satten Klang, der nicht weit von Studioqualität abweicht. Das sollte neugierige Fans auch nicht abhalten, sich mit diesen sehr interessanten Songs auseinanderzusetzen. Die Songs sind von "Nature's Clear Well" wieder zu erkennen, jedoch viel länger, komplexer und symphonischer aufgebaut, haben zudem eher diesen erdigen Frühsiebziger Klang als den späteren, leicht poppigen. Die tolle Band spielt virtuos und dynamisch, die Ideen haben einen Hauch von Improvisation, die komplexen und vielschichtigen Kompositionen wirken interessanter und lebendiger als die ein Jahr später für die LP "Nature's Clear Well" noch einmal neu eingespielten Versionen.
Die beiden letzten Stücke wurden 1978 im Studio eingespielt. Der Unterschied zu den älteren Songs ist sehr deutlich. Jetzt klingt die Band wie auf LP, wirkt gebremst, eher hübscher Melodic Rock als Symphonic Prog. Die lieblichen Stücke haben zwar immer noch Charakter, müssen aber im Vergleich zu den vorhergehenden Tracks verlieren, weil sie daneben nur wie Mainstream klingen.
Für Waniyetula-Fans ist die CD gewiss Pflichtprogramm. Wer auf frühen - und sehr gut gespielten, komplex komponierten Symphonic Rock steht und sich eine Überraschung einfangen will, sollte sich die 68 Minuten lange CD nicht entgehen lassen. Könnte jedoch sein, dass ihr die späteren Versionen dann nicht mehr hören wollt!

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VM



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