Waltari "Covers All - The 25th anniversary Album" (Stupido Records/Nordic Notes, VÖ: 11.11.2011)

Finnlands Wahnsinn findet einen seiner vorzüglich krassen Ausdrücke seit 25 Jahren in Waltari. 25 Jahre? Immer noch nicht müde? Nicht auf CD. Jüngst haben die aktuellen Waltari sich allerlei Songs vorgenommen, die von Nichtunbekannten erdacht und eingespielt durch die Weltmedien schlingern und allerlei Zuhörern wohlbekannt sind. Dabei haben sie diverse stilistische Grenzen gebrochen und alles verwaltari't, was ihnen so in den finnischen Sinn kam. Die Band dankt zum Anlass der 25 Jahre Überleben Fans, Zuhörern, ehemaligen Mitmusikern und Freunden. Abgedruckt ist, wer sich für welchen Track interessiert, wer welchen ausgewählt hat. So ist schnell auszumachen, wer der Metal-Fan, wer die Poptunte, wer der Rocker ist.
Waltari sind zwar extrem, aber nicht so abwegig weit weg vom Mainstream, dass sie dort nicht verstanden werden würden (mit Ausnahmen: etwa ihre Death Metal Oper). Einfach waren sie noch nie, und doch nachvollziehbar. So etwa wie im zweiten Track, den sie von Tante Madonna covern: "Give it to me" ist der mit Abstand langweiligste, ödeste und schlappste Song auf der Platte, indes in der bestmöglichen Version. Davor kam schon System Of A Down's "P.L.U.C.K.", und das Teil rattert schick und saftig los, das nach der langweiligen Madonnatante wieder Musik kommt, die kracht und donnert und ob rassiger Interpretation ordentlich Arsch tritt. "Dead Heart" (Midnight Oil), Dingo, David Bowie - alles coole Songs. Und: "Caught in a Mosh" als Ska. Anthrax haben das saftige Stück Krach gut angerührt, diese Waldwilden machen das einmal schräger, extremer, cooler - und schick eingängig. Flutscht durch Ohren wie Seife zwischen den Händen hindurch. Landsmänner schließen sich an: Hassisen Kone mit "Muoviruusuja Omenapuissa". Der erstaunlich "normale" Song geht gut ab, ohne an die vorherige Qualität anschließen zu können. Und während "One Hundred Years" (The Cure) noch gemächlich ins Epische drängt, gibt sich Iron Maiden's "Infinite Dreams" geschickt ungefährlich und Keyboard umrankt plümerant, um dann den ganzen Waltari zu fordern.
Und tatsächlich, Janne Immonen hat es ausgesucht, geben sie Pink Floyds "Saucerful Of Secrets" zum Besten. 32 Minuten zeigt der Player an, aber die spinnen, die Finnen (O-Ton Obelix), da ist ganz viel gar nix zum Schluss, aber lang genug Musik. Und ja, das Nichts nervt. Das davor entschädigt. Das psychedelische Teil geht Richtung Avantgarde, ganz im Sinne der Erfinder, findet sich schließlich und wird auch für Solcherart Unbedarfte (relativ) anhörbar. Nach 15 Minuten cooler Intensität ist Schluss, der Player hat noch 17 Minuten parat. Die letzten 5 Minuten findet sanft lyrischer, akustischer Psychedelic Folk statt, ganz im eigenschrägartigen Sinn des ihnen eigenen Waltari-Wahnsinns. Kurz bevor das Ding zu Polka wird, nimmt es die Kurve zu so etwas wie Reggae. Von Polka ist Finnland sowieso schon voll, Sonnenscheinreggae indes ist eher nicht aus den wikingischen Wäldern zu erwarten. Und dann ist Schluss.
Schräge Platte! Dabei von seltsamer Eingängig- und unberechenbarer Nachvollziehbarkeit. Wie wird das in Alpenhöhen klingen?

waltarimusic.com
nordic-notes.de
VM



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