Waltari "Early Years" (Stupido Records 2006)

Waltari haben sich im Frühjahr 1986 zusammengetan. Die Gründer Kärtsy, Jari und Sale spielten damals einen Mix aus 60s Garage Beat, Funk Metal, 70s Rock, finnischem Sauflied, Punkrock, 80s Poprock, Rap und allerlei musikalisches Zeug, das im finnischem Wald vor der Haustür auf das Trio lauerte. Ihren simplen bis schrägen Krach gehen die drei auf den beiden CDs vertretenen Line-Ups mit ungemein viel Humor, einem ausgefeilten Sinn für kaputte Songs und Antipop an. Hört euch nur das Cover "Help" von den Beatles an - nein, gleich die ganzen 150 Minuten Musik. Stilistisch gibt es keine Grenzen, dafür durchbrechen die Finnen die Geschmacksgrenzen ein paar Mal, mal mit einem ekligen Technobeat, dann mit kompliziert getrommeltem Punkrock, der aus einem Sumpf mitten im Herzen der Wildnis zu stammen scheint oder den im Gesang eigenartigen Parallelen zum ewig Untoten Ozzy Osborne.
"Early Years" sammelt auf CD1 die 13 Tracks der LP "Monk Punk", dazu 10 ausgefallene Tracks aus der ersten Phase, in der die Band noch nicht so recht wusste, welchem Sound sie verfallen mochte. CD2: 21 Tracks, teils alternative Versionen von Songs der 1. CD, aber zumeist anderes Material, das zwischen 1987 und 1993 eingespielt wurde. Kruder Funkrock wie von den frühen Faith No More, Brit Punk, NWoBHM, Rap - alles zum Kasperletheater verdreht und mit schräg-bösem Humor verabreicht. Das ist einzigartig, die Jungs spielen ihre Songs zwar völlig sauber, alles ist bestens produziert, dennoch kommt mir ständig der Verdacht auf, hier stimme etwas nicht. Die Atmosphäre ist locker bis aufgeheizt, es riecht nach Bier und Selbstgebranntem, und Brot - CD2 ist "Pala Leipää - Ein Stückchen Brot" übertitelt, hier sind diverse EP- und Singletracks enthalten. Metal und Punk überwiegen bei weitem, aber ebenso gibt es seltsame Folk-Anklänge und komische Melancholieanfälle zu hören. Beinahe habe ich den Eindruck, das die Jungs eher Avantgardisten im NoWave sind, nicht nur "Tock Tock Rock" haut tüchtig gegen den Strich und ist alles andere als vorhersehbar; dennoch leicht, unterhaltsam und amüsant. Da waren frische Geister am Werk, unverbrauchte Musiker, die sich einen Scheiß um Stile und Arrangements kümmerten und ein feines Händchen und einen klugen Sinn für ausgefallene Sounds und schräges hartes, fast banales Zeug haben. Die ganze Story der Band gibt es auf der Webseite der Band. Tipp!

waltarimusic.com
VM



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