Steve Walsh - Shadowman (Frontiers Records 2005)

Der gute Steve Walsh schafft es nicht nur, auch nach 30 Jahren noch mit Kansas auf die Bühne zu gehen, er versorgt seine Fans auch noch mit Soloalben, die mal mehr und mal weniger dem Kansas-Soundkosmos zuzuordnen sind. Eines haben sie alle gemeinsam: Die Tendenzen des typischen Melodic Rock. Und deshalb findet sich 'Shadowman' auch bei Frontiers Records. Soviel zu den Überraschungen.
Der Großteil der vorzufindenden Stücke ist leider nichts sonderlich bemerkenswertes und gehört zum gehobenen Genredurchschnitt, es werden zwar einige nette Ideen verarbeitet, die aber keine allzu neuen Richtungen offenbaren. Dazwischen eingeworfene Lichtmomente: 'Davey And The Stone That Rolled Away' ist insofern interessant, als dass nach ein paar Minuten typisch amerikanischem Hardrock plötzlich ein mit elektronischer Rhythmik unterlegtes Streicherarrangement folgt, und nach einer weiteren Minute die Rücktransformation vollzogen ist - völlig unbeirrt. Das ist verwirrend, seltsam und ob es gut ist, sei mal dahingestellt - die (provokante) Auflockerung gelingt, lässt den bisher gelangweilten Hörer jetzt genauer lauschen. 'Hell Is Full Of Heroes' geht noch einen Schritt weiter, häufig begleitet synthetisches Getrommel die Riffs - zusätzlich eingestreute Samplespielereien und Breaks in komplett elektronische Gefilde sind übertrieben eingesetzt, doch stimmig. Ihre Assoziation mit dem Namen Walsh fällt schwer.
Vieles von 'Shadowman' hat Walsh selbst gemacht - es ist ja auch sein Album. Zu seiner Unterstützung rief er unter anderem Michael Romeo von Symphony X; der zeichnet sich für die Orchesterarrangements auf 'After' aus. Dass der ein Faible für theatralisches Symphonikbrausen hat, ist schon seit 'The Odyssey' bekannt. Hier kommt es erneut zur Geltung: Schwellende Streicherpassagen vermengen sich mit dem sonst trockenen Song, haben fantasievolles, eskapistisches Flair. Die ordinäre Rockerstimmung passt dummerweise nicht wirklich dazu. 'Hell Is Full Of Heroes' ging noch glimpflich aus, 'After' ist zu konfus, viele, kurze Ideen finden höchstens zweimal Platz, der Stilkontext wird überdehnt. Erst in den letzten 3 Minuten fängt sich Walsh, geht kohärenter vor, rückt alles an seinen rechten Platz. Das ist die Schattenseite von 'Shadowman': Rockklischees umgarnen ambitionierte Einfälle, die wiederum eigentlich zu abwegig wirken. Eine unausgegorene Mischung, der zumindest Walshs immer noch tolle Stimme nicht abzusprechen ist.

Timo



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