Walrus
"In the room of a singular point"
" Colloidal (not Crocodile or Cordial)"
(Eigenproduktionen 2004/05)

Die beiden CDs der Japaner Walrus, so steht es in der CD-Info, erinnern den Promoter der Band an die alten Genesis. Ich habe nun lange genug gegrübelt, was da an Genesis erinnert und bin zu dem Schluss gekommen, dass nicht die Musik, sondern das Abbild des Sängers im Booklet gemeint ist, der in Peter Gabriel ähnlicher Phantasie-Verkleidung ins Mikro haucht.
Shiiba (voc, fl), Hideki (g, mel, voice), Goro (b, voice) und Okabe (dr, voice) spielen in den 6 Songs des 2004er Mini-Albums "In the room of a singular point" sanften, melodischen Progressive Rock alter Schule. Das Mellotron gibt hier nicht die Bombast-Volldröhnung, sondern zarte Melodien, die vom Satzgesang der Band harmonisch ummantelt wird. Die Stücke sind nett gespielt und prägen sich nach einer Weile auch ein. Da gibt es fein gewebte Strukturen, die voll im Geiste des Symph Prog der 70er stehen.
Abgesehen von der Webseite sind keine lateinischen Lettern zu entziffern, gäbe es die beiliegende Info nicht, wäre nicht einmal der Bandname herauszufinden.
Die über 50 Minuten lange zweite CD der Band macht es dem Interessenten schon etwas leichter, der Bandname und die Namen der Musiker sowie einige technische Details sind in Englisch angegeben worden. Die Texte jedoch, auf einem beiliegenden, zusammengefalteten Poster zu finden, könnten eine Doktorarbeit über sadomasochistische Sexspielchen oder mein Todesurteil enthalten.
Die Songs sind etwas ausgedehnter als auf dem Debüt. Es gibt zwei jeweils über 9 Minuten lange Tracks, in denen lyrischer Symphonic Rock mit Flöte und Gitarre illuminiert wird, während Bass und Schlagzeug die wahrhaft komplexe Basis virtuos auf Trab halten.
Das Mellotron hat sich leider verabschiedet. Dafür sind die Songs härter und rauer geworden. Keine Ahnung, ob die Lyrics das so meinen, aber hin und wieder klingt die Musik komisch und seltsam witzig, als unterstütze die Band instrumental die Komik der Texte. Wie dem auch sei, Walrus haben eine eigene Note. Nicht unbedingt eine japanische Note. Der verschnörkelte symphonische Sound hat eine gewisse Nähe zu beatlesken Harmonien und Früh-Siebziger Rock, wie er in Skandinavien gespielt wurde. Das hat eine altmodische und hinreißende Note. Gewiss sind Walrus nicht DIE Entdeckung, aber diese komischen und stets schön frischen und eigenwilligen Songs machen gute Unterhaltung.
Poseidon Records macht den Vertrieb, so dass die CD in Europa vielleicht über Musea Records zu bekommen ist.

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poseidon.jp
musearecords.com
VM



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