Vital Techtones "VTT2" (Tone Center 2001) TIPP!!!

Unglaublich! Dass ich von der Existenz eines Vorgängers zu diesem ausgezeichneten Werk nicht weiß! Das muss sich sofort ändern. Das Projekt Vital Techtones besteht aus dem Schlagzeuger Steve Smith (Vital Information, Journey), dem Bassisten Victor Wooten (Blea Fleck and the Flecktones) und dem Gitarristen Scott Henderson (Tribal Tech). Das Trio nennt sein zweites Album schlicht VTT2. Die Musik ist überhaupt nicht schlicht. Jeder Musiker für sich genommen ist ein äußerst begabter, technisch versierter und virtuoser Instrumentalist, der seine Gabe mit großer Hingabe in diese 10 Songs investiert. Das Zusammenspiel der drei ist perfekt, humorvoll, sich gegenseitig Raum lassend oder nehmend; ein vitaler, lebendiger Boden für ausgefeilte Improvisationen und sich frei entfaltende solistische Ausflüge. Die Grundlage stimmt auch, die Songideen, hier wie im Jazzrock/Fusion typisch, eher Basis und sporadischer Ort zum Zurückziehen, zum Sammeln und Kraft schöpfen, überzeugen lässig. Technische und emotionale Vitalität, die ausdrucksstarken Ideen und das lustvolle Spiel, das Herauskitzeln der Töne aus den Instrumenten sind ausgezeichnet gelungen. Das erste Stück "VTT" ist eine reine Bass-Improvisation, für mich zu funky. Doch gleich im zweiten Song federt der unberechenbare Jazzrock ab, wie ein Fluß heißer Magma, sich Raum fressend, hier stockend und erkaltend und dort eine neue Bahn ziehend, unabbremsbar und von gefährlicher, wechselvoller Geschwindigkeit. Bass und Gitarre sind gleichberechtigt. Die Improvisationen wechseln sich ab oder Scott und Steve malen fesselnde, sich umgarnende, angriffslustige Töne, die sich aneinander reiben und zu abstrakter Höchstleistung aufputschen. Der Schlagzeuger zieht nicht nur die rhythmische Linie, sondern gerät mit improvisativem, virtuosen Spiel in quasi melodisches Gebiet, so dass dieses Trio ein rauer, kraftvoller Guß ist, verschmolzen in ästhetischer Perfektion, die nichts Glattes, Fertiges hat, sondern stetig unterwegs ist, suchend, probierend. Jazzrock wird seine Pfade wiederfinden. Besser denn je, kraftvoller, dynamischer und ohne Schmeicheleien, die ihn zu Ende der Siebziger Jahre einst seine Kraft versiegen ließen.

www.vitalinformation.com
www.victorwooten.com
http://home.sol.no/~afrimans/
VM



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