Villebråd "Alla är här utom jag" (Transubstans/Record Heaven 2006)

Landberk, King Crimson, die heimische Folklore und New Wave (aus den 80ern) haben im Herbst 2004 in Uppsala, Schweden ein Kind geboren. Die Hebammen heißen Erik und Pahl Sundström, zwei Brüder, die vorher bereits in etlichen Kreissälen miteinander entbunden haben, von Grind Core bis Progressive Rock so allerhand experimentellen Nachwuchs auf die Welt schleuderten. Dann entdeckten sie Ultravox und Japan und waren nicht mehr zu halten. Was so in ihren Genen steckte, dazu was sie in den Jahren zuvor entwickelt und inhaliert hatten sowie die neue Vorliebe ließen sie 2004 in die Klinik gehen, um ein Demokind zu basteln. Das Mini-CD-Baby war zu symphonisch und bombastisch, ok, der erste Versuch. Jetzt dämmert es vor sich hin, ungeliebt und verstoßen, und wird nur mal herausgekramt, um zu zeigen, aus welchen Tiefen man aufstieg.
Die Musik-Genetiker sind später, erfahrener, kompetenter, wieder in die Klinik gegangen, in ein Studio in einem Wald außerhalb Uppsalas, haben die magischen Geister angerufen, ihr neues Baby werden und wachsen zu lassen. Und siehe da, es ward geboren ein Kindlein zart, aus 9 Teilen bestehend, die locker und frisch sind, einen Hang zum Düsteren angelegt haben und die fantasieanregende Epik dunkler Forste genüsslich zelebrieren.
Das Kindlein betteten sie in ein poppiges New Wave Gewand, das Schrammelgitarren, knochige Arrangements und eingängige Strukturen hat, ohne das Kleine gleich als Diskokid zu tarnen. Und wie wundersam, die King Crimson- und Landberk-Schnörkel passen ins griffig-groovige Arrangement. Helle Sangesstimmen schweben über dem Kindbett, flüstern Sagen und Mythen, von derben Brettgitarrenwänden unterstützt, deren schlichte Stetigkeit sofort ins Blut schießt. Die typisch schwedische Düstersymphonic strahlt aus dem hübschen Kindsgesicht in die Welt, selbst ein kitschig verklärtes Lächeln tut nicht wirklich weh und wenn das Kleine verklärt ins Off schaut und schwelgerische Keyboardsounds die Tapete aufbohren oder harsche Töne aus der jungen Stimme kreischen, kuschelt sich der Zuschauer als erfreuter Beobachter gern darin ein.
Kann man Kinder bei machen. Oder durch Wälder joggen. 9 Songs und 39 Minuten Dark Symphonic Rock Wave Pop schwedischer Herstellung offenbaren "schrägen" Sinn für "innovative" Musikerfindung. Schickes, nettes, komisches Baby.

VM



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