VAK "Aedividea" (Soleil Zeuhl 2015)


Vladimir Mejstelman gründete VAK im Jahr 2008 als Bandvehikel für seine kreative Prog/Zeuhl-Sucht. Einflüsse waren Zeuhl im Allgemeinen wie ebenso Rock in Opposition, Tool und einige von Mike Pattons Projekten. Über die Jahre erlebte die Band eine Menge Besetzungswechsel, bis sich mit Aurélie Saintecroix (voc, Bandlogo), Juliette Drigny (fl), Franck Varnava (b) bzw. Joël Crouzet (b), Letzterer ersetzte Varnava, Thomas Bourgenot (g) und Alexandre Michaan (keys, synth, Coverdesign) eine stabile Besetzung um Vladimir Mejstelman (dr) fand.
Die sechs Tracks auf "Aedividea" wurden zwischen 2011 und 2014 eingespielt, die drei frühen und die drei späteren Songs sollten je als EP veröffentlicht werden, wozu es nicht kam. Jetzt geben sie zusammen das 58:43 Minuten dauernde Material für das erste Album ab. Gleich eine tolle Nachricht hinterher: Album Nummer zwei ist so gut wie fertig und wird 2016 veröffentlicht. Gut, dass es Soleil Zeuhl gibt!
Opener "IJKL" wurde vom ehemaligen Bandmitglied Arnold Turpin geschrieben, zwei Songs schrieb Mejstelman, zwei Michaal, einen Bourgenot. VAK spielen typischen Zeuhl: jazzgeladene, komplex-repetitive, hart rockende Space-Epen mit differenziert deftigem Schlagzeugspiel, donnerndem Bass, kratzig schreddernder Gitarre, verspielt lyrischer Flöte, druckvoll fusionesken Tasten und lautmalerisch ätherischer Frauenstimme als markantem Motiv, oft unisono zu den Keyboards oder zum rhythmisch vertrackten Ablauf der überwiegend sehr langen Songs. Die weibliche Stimme ist als weiteres Melodieinstrument, nicht als Textträger eingesetzt. Neben den ausgedehnten Passagen, in denen Aurélie Saintecroix mit ihrer rauchig lasziven Stimme singt, spielt die Band rein instrumentale Strecken, die indes kaum anders arrangiert sind als die mit Gesang. Ausgedehnte Soli gibt es nicht, kurze Sololäufe und hochkochendes Bandinterplay füllen die dramatisch kraftvollen Songs. Die Atmosphäre ist trotz des nervösen Tons tief melancholisch. Kein Wunder, die Band ist gerade erst in Richtung Kobaia gestartet und muss noch eine Weile reisen, darauf stellt sich der innere Rhythmus ein. Die Kreativität ebenso.
Gut zu hören, das VAK das Prog- wie das Zeuhl-Genre ausführlich gehört und absorbiert haben. Und ebenso typisch, dass VAK als Nachwuchs wie heute so oft kaum solistische (Jazz-)Aktivitäten oder extravagant ausgefallene Soli spielen und eher Jam-artigen Arrangements verfallen, in denen die gesamte Band die bis zu 14 Minuten langen Tracks spannend, intensiv und mit Höhe- wie Stillepunkten füllen. Die Songs sind gut komponiert, immer wieder verrückt festzustellen, dass trotz diverser Bands/Alben über nun schon 45 Jahre immer noch Raum im Genre ist. Im Vergleich zu (alten) Magma sind VAK weniger heftig aktiv, der Gesang (wie das instrumentale Gefüge überhaupt) bringen eine gewisse Parallele zu Eskaton mit sich. Indes spielen VAK härter, rockhärter, mit einer kleinen Nuance Metal, vielleicht wird das beim nächsten Album ausgebaut. Das würde dem Genre einen neuen Raum öffnen.
Ohne Frage ist VAKs "Aedividea" für Zeuhl- und Avantprog-Freaks empfehlenswert, wie wohl das komplette Programm auf Soleil Zeuhl.

vak-prog.bandcamp.com/album/aedividea
soleilzeuhl.com
VM



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