Utopia Banished "That's Why Everything Burns" (Aentitainment Records, 10/2013)

'Man stelle sich vor, dass Skinny Puppy und Nine Inch Nails endlich ihre Querelen beiseite schaffen und sich mit den Deftones und Tool in einem alten, verlassenen Kohleschacht, der langsam um sie herum zusammenbricht, zum Aufnehmen treffen.' So Utopia Banished.
Die 32:54 Minuten lange und 5 Songs umfassende CD ist ein irrer Pool harscher Energie, die aus Punk-rüder Anarchie auf hohem Level gehalten wird, stoischen Groove baut und instrumentale Vielschichtigkeit und Komplexität übt. Vor allem in den vokalen Passagen ist der rasante Sturm zu spüren, während die Band weitaus weniger schrill als ihr Sänger agiert, die vitalen Ideen verspielt mit viel Seele ausbaut.
Die Songs werden musikalisch am Spannendsten und Interessantesten, wenn das Gesangsmikro nichts empfängt, die Band zwischen Elektronik, Düsterrock und Progressive Rock feine Strukturen bastelt. Sobald der heiser aufgeregte Gesang ins Geschehen kommt, wird der emotionale Energiefaktor hochgepulst. So klang Punk im Wave-Erbe in den Neunzigern, nur dass ihre Musik völlig anders strukturiert war. Hier verbinden sich spannende Intensität mit kraftvollem Rock, der nicht schrill-billig poltert, sondern aus weitaus interessanterer, viel aufwendigerer, klügerer und erfüllenderer Songstruktur aufgebaut ist, als dies Punk seit Mitte der Siebziger wollte. So lieferte No Wave in den Achtzigern erste Ideen. Da ist Gothic-Erbe. So spuckt Industrial seine zäh-düstere Masse aus. Die stoische Hymnik, die etwas Entrücktes und Gefährliches hat, und der ansprechende Komplexfaktor, der den großen Rahmen gibt und nichts Gewöhnliches passieren lässt, finden bei Utopia Banished eine Einheit, die längst kein Genre bedient und schön gegen den Strich arbeitet. Wird live wohl mehr noch große Bank sein als schon hier.

VM



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