US "The Young And Restless" (Eigenproduktion 2006)

Im Booklet sind Jos Wernars (g, b, perc, voc), Ernest Wernars (synth, voc), Marijke Wernars (voc) und Joris ten Eussens (dr) als die Belegschaft von US gelistet. Online sieht das etwas anders aus. Da sind neben Jos und Ernest als weitere Bandmitglieder Paul van Velzen (dr, voc), Peter de Frankrijker (lead-g, voc) und Stehpan Christiaans (lead-voc) aufgeführt. Kleines Verwirrspiel oder just soeben erfolgter Wechsel?
Die "Saga" (so nannte sich die Band einst) der Truppe reicht bis ins Jahr 1975 zurück. Der überwiegende personelle Teil der Band ist vor über einem halben Jahrhundert geboren und hat somit die ganze Bandbreite der (progressiven) Rockmusik live erlebt. Damals spielte die Band Covers von Steely Dan, Eagles, Frampton und Moody Blues, aber das war nicht wirklich ihr Ding, sie wollten Symphonic Rock spielen und begannen, eigene Songs zu schreiben. Sie spielten eine Platte ein und waren bis 1983 zusammen, dann kam der große Break und die Band ging den Weg alles Irdischen.
Im Sommer 1998 ging die Geschichte wieder los. Jos hatte erst keinen Bock drauf, aber ein Jahr später war er Feuer und Flamme, Freitagnacht war für US reserviert. Auf der Webseite von US kann man die Story ausführlich nachlesen, auch den Werdegang und die Vorlieben der einzelnen Musiker. Mittlerweile hat US CDs veröffentlicht, etliche Konzerte, auch auf dem ProgFarm Festival in Holland, absolviert, es gab Besetzungswechsel und 2006 bringt die Band nun ihr Konzeptalbum "The Young And Restless" raus, Thema: die Mothman-Saga.
Die 14 Songs, deren Lyrics im Booklet abgedruckt sind, stehen irgendwo in der kreativen Weite zwischen altem Symphonic Rock und popangehauchtem Neoprog. Besonders gut ist die Einspielung der Bassparts gelungen, kraftvoll und dynamisch das Spiel, tief und donnernd der Ton. Die Arrangements sind sehr vielseitig, es gibt eine große Fülle an harmonischen und melodischen Passagen in den eigentlichen Kompositionen, instrumental ist das Album reich ausgestattet und sehr eindrücklich.
Der Sound des Schlagzeuges beziehungsweise auch das Schlagzeugspiel klingen etwas synthetisch, als wäre der programmierte Computer am Werk gewesen, oder aber Joris ten Eussens spielt ein elektronisches Drumset mit künstlich klingenden Sounds.
Zweiter auffälliger Punkt ist die Diskrepanz zwischen der Dynamik der eindrucksvollen instrumentalen Ausarbeitung und der starren, wenig aussagekräftigen Gesangsdarbietung. Das mag auch an der Stimme liegen, die völlig emotionsfrei und drucklos klingt. Aber das ist nicht wirklich negativ, gefällt mir persönlich nur nicht.
Mit den Lyrics habe ich mich jetzt nicht wirklich auseinandergesetzt, vor kurzem hatte ich diesen Mothman-Film mit Richard Gere gesehen und die Story als etwas zu hanebüchen empfunden. Die instrumentalen Stimmungen sind jedoch tief ausgelotet; zarte Lyrik und fantasiereiche symphonische Passagen klingen frei entfaltet, überzeugen angenehm.
Fans der alten Genesis, Symphonic Rock Freaks und Neoprogger sollten der Band ein Ohr leihen.

the-music-of-us.com
justforkicks.de
VM



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