Steve Unruh "The Great Divide" (Eigenproduktion 2007)

Multiinstrumentalist Steve Unruh (ac-g, vi, dr, fl, b, mand, div. perc, voc) hat mit "the great divide" bereits sein 11.(!) Album veröffentlicht. Ich hatte in Vergangenheit schon mehrfach von ihm gelesen; diese CD jedoch ist die erste, die ich von ihm gehört habe. Auch auf "the great divide" werden alle Instrumente und Gesang von ihm eingespielt. Stilistisch orientiert sich Steve an seinen bisherigen Alben. Man kann seinen musikalischen Stil als "progressive folk-rock" bezeichnen. Zwei Dinge fallen beim Instrumentarium auf. Zum einen kommt die Musik ohne Keyboard und sonstiges Tasteninstrumentarium aus. Dies nimmt der Musik auch die Symphonik und den Bombast, zum anderen werden die Gitarren rein akustisch eingesetzt. Sie sind auch gleichzeitig das Leadinstrument auf diesem Album. Die Musik hat hin und wieder Ähnlichkeiten zu Spock´s Beard (der light-Version), Neal Morse oder dem späten Kevin Gilbert. Der knapp 10-minütige Opener ist rein instrumental. In ihm zeigt Steve Unruh seine musikalischen und kompositorischen Fähigkeiten, sein vorzügliches Zusammenspiel (mit sich selbst!). Ein fantastisches Stück. Diesem folgt mit dem 36-minütigen Titeltrack der Mittelpunkt bzw. das Kernstück der CD, aufgeteilt in 7 Untertitel. Ist Part 1 ebenso wie der Opener noch instrumental und vielschichtig, so setzt in den darauffolgenden Teilstücken Steve´s Gesang ein. Zusammen mit seiner vielseitigen Gitarrenarbeit bildet dieser das Hauptelement dieses Werkes. Solos an Violine und Mandoline werden hin und wieder eingestreut. Instrumentale Passagen wechseln sich mit gesangslastigen, singer-songwriter-ähnlichem ab. Seine Stimme ist sehr angenehm, tut wirklich nicht weh. Sicherlich ist er kein ausgebildeter Sänger mit goldenem Kehlchen, aber sein Organ ist doch mehr als passabel. Die einzelnen musikalischen Themen werden im Laufe des Stückes wiederholt, was dem ganzen eine Einheit gibt.

Inhaltlich geht es bei "The Great Divide" um die Beziehung zu (Gott) einer höheren Ordnung, einem Schöpfer…Steve ist ein spiritueller Mensch, der sich in seinem Leben sehr viel mit dieser Thematik auseinandersetzt (was meiner Meinung nach für jeden von uns absolut notwendig ist). Jedoch ist er ein Suchender, ein Fragender, ein Mensch, der vieles kritisch betrachtet. Im Gegensatz zu Neal Morse, der seine Berufung wahrlich gefunden hat und aus vollster Überzeugung seinen persönlichen "Lobpreis" darbringt, ist Steve Unruh doch etwas neutraler und nüchterner am Thema.

Zurück zur Musik. Was bei den Titeln wirklich positiv auffällt, ist für mich die Tatsache, dass diese trotz der jeweiligen Länge keine Langeweile aufkommen lässt. Mr.Unruh versteht es, durch Abwechslungsreichtum (auch stilistisch - mal kleine Latin-Ausflüge, dann heftigere Rockpassagen, leichte Symphonik, Folk- und Worldeinflüsse) den Hörer bei Laune zu halten! Was daneben sehr positiv auffällt, ist, dass er alle gespielten Instrumente wirklich beherrscht. Dieser Mann ist ein Multitalent. Auf seiner Homepage erfährt man, dass er nicht nur alles singt, spielt und komponiert, sondern dass er sogar seine eigenen Violinen baut(!). Als letzten positiven Punkt sei zu erwähnen, dass die Produktion einwandfrei ist, was man nicht immer von Eigenproduktionen gewohnt ist.

Diese CD wird vor allem Freunde aus dem Prog-Lager ansprechen, vor allem solche, die an progressiver (Rock)musik im allgemeinen interessiert sind. Ich wünsche dem sympathischen Steve, dass er weiterhin Freude und Erfolg am Komponieren hat und uns auch in Zukunft mit solchen Scheiben erfreut. Meine Empfehlung!!!

Zu beziehen sind seine CD´s entweder unter der eignene Homepage (steveunruh.com) oder bei Kinesis (kinesiscd.com).

Markus Klein




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