Unit Wail "Beyond Space Edges" (Soleil Mutant 2015)


Wie üblich, wenn dies beim dritten Album so bereits gesagt werden kann, betreiben Unit Wail kurze Songs. 11 Stück an der Zahl, Albumlänge: 45:40 Minuten. Die Band ist in derselben Besetzung angetreten, in der sie 2012 "Pangaea Proxima" und 2013 "Retort" präsentierte. Verstärkung gibt es dieses Mal zudem mit zwei Gästen an Violoncello und einen (lautmalerisch auftretenden) Sänger. Und wie bei den Vorgängern fällt die Band mit der Tür ins Haus. Bass, Gitarre, Tasten und Schlagzeug sind bereit. Los geht's.
Der Auftakt heißt passend "Imminent Take-Off", zuerst zieht Energie ins Gebälk, dass die Knochen wabern, schon steigt die Band ein, ihren knochentrockenen, Bombast-schrägen und unsentimentalen Zeuhl-Prog anzuschmeißen. Düster wie je, krass und wüst, schön schräg und so rau wie eher im Punk als im Prog donnern die illustren Franzosen ihren trotz aller schweren Düsternis heftigen Sound wenig melancholisch, recht nüchtern und konzentriert.
Die Songstrukturen sind ansprechend komplex, nicht überbordend, aber es passiert genug, dass selbst Kurzkracher, die kaum über drei Minuten hinausgucken können, echte Prog-Gewitter sind.
Bass und Schlagzeug ackern exzellent. Vor allem das saftige Gehacke und kernige Gebolze des erlesenen Schlagzeugs zeigt scharfe Kante. Der Bass nimmt sich nie zurück, karrt seine fetten Töne unermüdlich und stoisch heran und feuert laut aus allen Rohren. Trotz der rauen Note sind auch sanftmütige und balladeske Töne an Bord, die mit Mellotron-Klängen ausgefüttert sind und den hochfrequenten Taktfrakturen warm lyrische Inhalte geben.
Eindeutig ist Album Nummer drei eine erlesene Steigerung zu den beiden Vorgängern. Wenn die unprätentiös schrägrockende Combo auch kaum Wert darauf legt, unbedingt ‚Prog' sein zu wollen, eher mit wüsten Kompositionen vor den Kopf stoßen will, so werden doch vor allem geübte Prog-Fritzen ihre helle Freude am fruchtbaren, äußerst intensiven und trotz aller Energie stets irgendwie nonchalant trockenen und coolen Komplexgeschmettere haben. Wenn Zeuhl immer Sternenreise bedeutet (oder ist das alles hier schon Kobaïa?), stecken in dieser Rakete Wissenschaftler, Tüftler und Handwerker, die ein halbes Jahr in der gleichen ungewaschenen Jeans rumlaufen und im Kopf eine Vielfalt entwickelt haben, die nichts als ihre Arbeit im Sinn hat. Und mit jeder Errungenschaft neue Fragen aufwirft. Und merke: trotz kurzer Songs nur komplexes Instrumentalzeug!
Insofern, Album Nr. 4 ist nur eine Frage der Zeit.

soleilzeuhl.com
VM



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