Tylor Dory Trio "Carried Away" (Eigenproduktion 2015)


Die nächsten Superstars im Metalbereich geben mit dieser EP ihre tonnenschwere Visitenkarte ab, die mich total umgehauen hat; wir werden noch einiges von ihnen hören. Zwar ist der Bandname wenig einfallsreich, aber das spielt bei diesem Trio überhaupt keine Rolle. Es ist mir eine Ehre diese Scheibe rezensieren zu dürfen, denn hier liegt tatsächlich ein akustischer Schatz, der ganz leicht zu heben ist; wenn er ans Ohr des Musikfreundes dringt, ist es um ihn geschehen - sirenengleich bezirzt der Gesang von Tylor Dory, der ebenfalls Gitarre und Tasteninstrumente spielt, die Hörnerven und bringt sie enorm in Wallung. Wäre diese Band eine Frau, würden sämtlichen Männern bei ihrem Anblick die Pupillen überquellen. Tylors Stimme ist vergleichbar mit der von Dan Arlie und Damian Wilson, nur ist Mr. Dory mit größerem Tonumfang und höherer Ausdrucksstärke ausgestattet, die ihn gelegentlich in die Regionen von Tim Owens katapultiert; manchmal hat man direkt Angst, er könnte sich die Lunge aus dem Leib schreien. Selbst in den höchsten Höhen ist sein Organ schneidend scharf und kraftvoll, fast jeder andere Sänger im Rockbereich kapituliert im direkten Vergleich mit ihm. Auch seine Mitmusiker Slava Fedossenko (Bass) und Jonathan Webster (Schlagzeug) sind ganz hervorragende Instrumentalisten, die beide live den Chorgesang übernehmen. Selten habe ich Kompositionen vernommen, bei denen Melancholie und Elegie mit einer derartigen Energie kombiniert wurde. Von verträumten Mellotron-Passagen bis hin zu todesmetallenen Schreikrämpfen reicht das kompositorische Repertoire. Das an den Tag gelegte Niveau ist für ein Debüt schon geradezu beängstigend; ich frage mich, ob diese begnadeten Musiker beim ersten Vollkreis-Scheibchen noch einen draufsetzen können, bin mir aber ziemlich sicher, dass die Jungs noch allerhand Trümpfe in der Hinterhand haben. Diese Band ist in puncto einer Verknüpfung musikalischer Eingängigkeit mit technischem Anspruch für mich vergleichbar mit der Band Ghost, deren jüngstes Album ebenfalls einen Geniestreich darstellt. "Carried Away" ist allerdings um einiges härter als "Meliora" und benötigt möglicherweise einen Durchlauf mehr, um sich dauerhaft im Bewusstsein des Rezipienten einzunisten. Zwecks approximativem Vergleich der Musik des Tylor Dory Trio stelle man sich ein Konglomerat aus Threshold, Fates Warning, T-Ride, Tiles, Nickelback, Opeth und King Crimson vor, garniert mit Jazz-Einflüssen besonders bei der Gitarrenarbeit sowie Pop-Einflüssen bei den Refrains. Auf Bandcamp und Soundcloud gibt es drei weitere Stücke vom TDT zu hören, die ebenfalls komplett überzeugen. Wenn hier nicht schon bald ein großes (Prog-/Metal-)Label anbeißt, dann fresse ich mir sämtliche Haare von der Glatze - InsideOut!!!

tylordorytrio.bandcamp.com
soundcloud.com/tylordorytrio

Frank Bender




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