Trusties "Human Wheel" (Eigenproduktion, VÖ: 06.11.2009)

Angefangen haben die Trusties als reine Akustikband, ihr 1997er Debüt "Growing Smaller" haben sie (fast) komplett akustisch eingespielt. 2003 zeigte die Band sich mit "We Just Want To Rule The World" elektrisch, "Human Wheel" geht noch einen Schritt weiter, zeigt die Band hart rockend, gar metallische Pfade beschreitend.
Die Finnen verweben auf ihrem dritten Album, das knapp 70 Minuten lang ist und 12 Tracks enthält, modernen Progressive Rock, Prog Metal, Melodic Rock und liedhaften Poprock. Folkloristische Einflüsse, minimale Jazzmanöver (im Keyboard- und Bassspiel) und die ganz große Entspannung im lässigen Sound, die trotz heftiger Ausfälle und hartem Rock, deftigen Gitarrensoli und rasanten Partien immer den magischen Hauch der Melancholie aus sich zieht, machen die Songs zu dem Erlebnis, das sie sein können, wenn man sich darauf einlässt.
Das erste Hören erkennt bessere und schlechtere Ideen, und schon hier lassen die grandiosen Gitarrensoli aufmerken. Mit jedem Hördurchlauf werden die Songs markanter, beweisen sich die erst mickrig erscheinenden Arrangements launiger und extravaganter. Die Trusties sind nicht die Komplexfreaks und das epische Format kommt über die Aneinanderreihung verschiedener Ideen zustande, wie das im heutigen Progressive Rock oftmals zu finden ist. Vertrackte Ideen und "progressive" Instrumentalbruchlandschaften machen guten Eindruck. Hier und dort tauchen längst vergangen geglaubte Savatage-Arrangements im Sound der Finnen auf, plötzlich macht sich Melodic Metal auf, aufwendiger Chorgesang und flotte, eingängige melodische Motive im kraftvollen Sound beweisen Gespür für lebhafte Songs mit Extravaganz.
Etwas verhalten bleibt der Eindruck des Schlagzeugspiels, die Band scheint ihren Trommler des Öfteren zu vitalerem, komplexerem Spiel anregen zu müssen. Er bringt es, ist aber kein ausgefallener Techniker. Sein Spiel fällt nicht negativ auf und hat stets seine Momente, vor allem, wenn er große Breaks spielt, aber das Unterfüttern der langen Songs scheint ihm nicht besonders zu liegen. Ganz große Klasse sind die diversen Gitarrensoli, die nicht nur den Techniker, sondern viel mehr die große kreative Inspiration und das improvisative Variationsvermögen des Saitenkünstlers Oikku wie das von Suti beweisen. Ein Keyboard-Intro und verschiedene Sounds und Keyboardsoli bewegen sich (soundmäßig) im Prog-Mainstream, warum Fanfaren und Synthesizer-Allgemeinplätze so beliebt sind, wird sich mir wohl nie erschließen. Überwiegend aber ist das, was die Keyboards liefern, überzeugend, wenn auch nicht unbedingt überraschend. Viel Licht, viele Rhythmuskabriolen (in den ausgefallenen Partien), instrumentale Qualität und plötzlich wunderschöne instrumentale Ausfälle machen "Human Wheel", das sich textlich mit der Menschheit und ihrem Menschsein, mit Humanität und Gesellschaft auseinandersetzt und deutlich kritische Töne anschlägt, zum überzeugend guten Album, das nicht ganz ohne Schatten auskommt.

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VM



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