Trigon - Herzberg 2004 (Eigenverlag 2004)

2004 ist kein schlechtes Jahr für Trigon aus Karlsruhe... erst das sehr schöne neue Studioalbum "Continuum", dann die Teilnahme am "Burg Herzberg"-Festival, wo dieser Live-Mitschnitt entstand und jetzt auch noch die Einladung zum BajaProg-Festival 2005 nach Mexico! Und die Veröffentlichung der ebenfalls empfehlenswerten "Progparade 4"-Live -CD liegt ja auch noch nicht solange zurück.

Eines vorne weg - und das ist vielleicht gleich das wichtigste: Der Sound von "Herzberg 2004" ist einfach ein Hammer! Dies steht einer "professionellen" Liveproduktion nun wirklich in nichts mehr nach (und "professionell" meint hier nicht, dass Trigon bisher nicht professionell waren, sondern, dass die Aufnahme nach Rolling Stones Mobile Recording Truck und viel, viel Geld für die Produktion klingt) und damit gibt es auch keine Ausreden mehr, sich nicht mit Trigon zu beschäftigen.

Trigon bieten hier mal wieder mit ihrer unnachahmlichen Spielfreude ein Live-Programm mit einer Mischung als alten "Band-Klassikern" und Material von der aktuellen Studio-CD dar. Im Liveumfeld klappt das musikalische Konzept der Trigonauten mit der viel beschworenen "singenden" Gitarre in Kombination mit der druckvollen Rhythmussektion einfach am besten. Rainer Lange bietet ein ums andere Mal einen Ohrenschmaus mit seinen virtuosen, verspielten, mitreissenden Gitarren-Eskapaden. Dazu trommelt Tihomir Lozanovski den einen oder anderen Beat, der nicht mehr von dieser Welt ist. Mittlerweile ist der "Neue" richtig in der Band angekommen und setzt selbstbewusst seine Akzente. Stefan Lange spielt solide wie immer und hält den anderen den Rücken frei (und quält das Gummihuhn...quietsch!).

Der Trend der letzten Studio-CD vom brachialen Rock hin zu mehr differenziertem, fast schon spacig-psychedelischem Spiel, setzt sich hier auch live ein bisschen fort und das macht die Musik von Trigon nochmals spannender. Auch wurden die teilweise ausladenden Kompositionen vom Studioalbum etwas gestrafft, was sich gut macht.

Seit einiger Zeit begleitet Udo Gerhards (auch aktiv bei Nekropolis 23) Trigon live mit seinen Tasten. Auf "Herzberg 2004" wirkt das so richtig wie aus einem Guss. Udo Gerhards hat grössere Anteile im Klangbild als je zuvor und weiss diese auch zu nutzen. Bedrohliche Sphärenklänge, düstere Flächen, Samples, gar ein richtiges Solo (mit einem tollen Piano-Sound im übrigen)... das gibt den Trigon'schen Kompositionen eine zusätzliche Tiefe, die einfach Spass macht.

Spass machen auch die beiden Gastauftritte von Nick Lieto (von Frogg Café) am Flügelhorn. Schauer laufen einem über den Rücken, wenn Lieto seine melancholischen Linien über die Trigonauten legt... wie also ob er schon immer und lange Jahre ein Mitglied dieser Band gewesen wäre. Hier treffen sich grosse Musiker mit blindem Verständnis... und Trigon erleben sicherlich ihre jazzigsten Momente ever.

Tolle Scheibe! Man möchte den Karlsruhern zurufen: Mögen Euch Commander Iskander und die Götter Fon und Watt noch lange gewogen bleiben, damit wir noch viele Aufnahmen wie diese geniessen können.

heavyzenjazz.de
Trigon-MP3-Archiv
Thomas Kohlruß




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